04/19: Reif für die Regionalliga?
In der Fußball-Oberliga wird es keinen Top-Favoriten auf den Aufstieg geben. Könnte Ratingen angreifen und die Regionalliga stemmen?
RATINGEN Wuppertaler SV, KFC Uerdingen, SV Straelen – alle weg. In der Fußball-Oberliga fehlen in der kommenden Saison die ÜberTeams, die, die schon vorab als klarer Favorit auf den Aufstieg gehandelt werden – und es zuletzt auch fast immer packten. Sei es durch Tradition (wie Wuppertal) oder durch einen finanzstarken Mäzen (wie der Dorfklub Straelen) – oder eine Mischung (Uerdingen). In einer Oberliga ohne Top-Favoriten gibt es dementsprechend viele Kandidaten für den Titel – und den Aufstieg in die Regionalliga. Gehört Ratingen dazu? Ein Ausblick.
Sportlich Nach Platz sieben in der abgelaufenen Saison gibt Vereinschef Jens Stieghorst für die kommende Spielzeit einen Platz unter den ersten fünf Teams in der Tabelle aus. Das ist realistisch – schließlich bewiesen die Ratinger in der abgelaufenen Saison unter Trainer Alfonso del Cueto, oben mithalten zu können. Hätte das Team nicht die ersten und letzten Spieltage stark geschwächelt, wäre eine Punkteausbeute im Bereich der beiden Spitzenteams Straelen und Schonnebeck durchaus drin gewesen.
Das größte sportliche Pfund der Ratinger ist die Mannschaft: Diese wird nämlich erstmals seit einigen Jahren fast komplett zusammenbleiben. Torhüter und Abwehr gehören zur gehobenen Klasse in der Oberliga, im Angriff müssen noch Verstärkungen her. Wichtig wäre jedoch, dass auch die vorhandenen Offensiv-Akteure ihr Potenzial endlich voll ausschöpfen. Die Eingespieltheit der Mannschaft könnte jedoch ein großer Trumpf werden.
Allerdings hat auch die Konkurrenz nicht geschlafen. Vor allem die Teams aus Velbert und Aufsteiger Meerbusch haben kräftig aufgerüstet: In Velbert spielen künftig Leroy Mickels (Ex-Profi), Felix Haas (RW Oberhausen) und Sebastian Spin- rath (Bonn, beide Regionalliga); nach Meerbusch wechselt Dennis Dowidat, der aus der Kaderschmiede von Borussia Mönchengladbach stammt.
Gemeinsam mit Schonnebeck, den Sportfreunden Baumberg und Bocholt dürften das die Teams sein, die sich mit Ratingen um die oberen Plätze in der Oberliga balgen.
Unterbau Der RSV hat in den vergangenen Jahren Riesensprünge nach vorn gemacht. Der Sportpark Keramag war ein Glücksfall für den Verein – die Jugendarbeit ist inzwischen auf einem sehr hohen Niveau angekommen. A- und C-Jugend werden in der kommenden Saison (voraussichtlich) erneut in der Niederrheinliga spielen. Doch die starke Jugend hat ihren Preis: Das Geld „fehlt“oben. Ein Weg, den Stieghorst und seine Vorstands-Mitstreiter jedoch bereitwillig gehen. „Wir können nicht das ausgeben, was andere Teams zur Verfügung haben“, sagt der Vorsitzende. Dafür haben andere Teams aber auch nicht solch gute Nachwuchsspieler wie der RSV in Petto.
Struktur Der Klub ist insgesamt gut aufgestellt, ist jedoch in Sachen Marketing und Außendarstellung noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Sponsoren beschafft Präsident Stieghorst in der Regel selbst, Öffentlichkeitsarbeit ist nicht vorhanden. Hier muss (und will) 04/19 dringend ansetzen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die meisten Verantwortlichen des Klubs diesen in ihrer Freizeit und ehrenamtlich führen.
Stadion Um das Gelände am Stadionring dürfte den RSV fast jeder Klub in der Oberliga beneiden. Einzig Bocholt, Turu Düsseldorf, Velbert, Schwarz-Weiß Essen und der VfB Homberg spielen auf Anlagen mit richtigen Tribünen. Und doch wäre das Ratinger Stadion in aktuellem Zustand nur bedingt regionalliga-tauglich: Nach ersten Einschätzungen der Stadt müssten ungefähr 200.000 Euro aufgewendet werden, um den Anforderungen der Regionalliga zu entsprechen.
Fazit Wahrscheinlich wäre ein Aufstieg in die Regionalliga sportlich so machbar wie noch nie. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht – und die sportlichen und finanziellen Hürden wären sehr hoch.
Es gibt keinen Überflieger – doch die Konkurrenz hat mächtig aufgerüstet