Rheinische Post Ratingen

Schäfer siegt und knackt die EM-Norm

Die 26-Jährige überwand ihr Trauma im Kugelstoße­n und stellte im Speerwurf eine neue Bestleistu­ng auf.

- VON LARS WEISKE

RATINGEN Eine gewisse Unsicherhe­it war Carolin Schäfer anzumerken, als sie den Kugelstoßr­ing des Ratinger Stadions für ihren ersten Versuch betrat. Sicherheit­sstoß oder Risiko? Der Wettbewerb von Götzis/Österreich Ende Mai, in dem sie sich drei Fehlversuc­he leistete, war noch sehr präsent. Und so entschied sie sich verständli­cherweise

„Ich wusste, ich muss jetzt erstmal einen gültigen Versuch reinbekomm­en“

Carolin Schäfer über das Kugelstoße­n für die Sicherheit­svariante und stieß die vier Kilogramm schwere Kugel auf 12,08 Meter. Nach 13,40 Metern im zweiten Versuch verbessert­e sich die Siebenkamp­f-Vizeweltme­isterin von London 2017 im letzten Anlauf auf 13,53 Meter.

Am Ende siegte die Frankfurte­rin souverän mit 6549 Punkten, knackte damit locker die vom Deutschen Leichtathl­etik Verband (DLV) geforderte Norm (6000) und setzte sich im äußerst interessan­ten Duell mit der Vize-Hallenwelt­meisterin Ivona Dadic (Österreich/6413) durch. Dritte wurde Mareike Arndt (Leverkusen) mit einer persönlich­en Bestleistu­ng von 6169 Punkten.

„Es ist eine enorme Last, die abgefallen ist. Die 6500 Punkte sind natürlich schon eine Marke in einem reinen Sicherheit­s-Mehrkampf von mir. Jetzt ist wieder eine Barriere im Kopf frei. In Berlin will ich natürlich noch mehr zeigen und eine Medaille holen“, sagte Schäfer mit einem strahlende­n Gesicht.

Und so lief es viel besser für sie als in Götzis, als sie nach den drei Fehlversuc­hen im Kugelstoße­n aufge- ben musste. „Das Kugelstoße­n von Götzis spielte sicher im Hinterkopf eine Rolle, ich wusste, ich muss jetzt erstmal einen gültigen Stoß reinkriege­n“, sagte Schäfer nach dem ersten Tag: „Sich dem zu stellen, war eine ungewohnte Situation, verbunden mit großer Unsicherhe­it. Ich bin froh, dass das jetzt abgehakt ist.“

Den ersten Tag beendete Schäfer nach vier von sieben Diszipline­n in Führung liegend mit 3828 Punkten vor der vor der Österreich­erin Ivona Dadic (3776) und Louisa Grauvogel (LG Saar/3732). Mit dem Auftakt zeigte sich Schäfer zufrieden. „Das war ein sehr guter Einstieg, ich muss das als meinen ersten Siebenkamp­f seit neun Monaten betrachten, damit brauche ich mich nicht zu verstecken“, erklärte Schäfer.

Vor dem gewohnt fachkundig­en und lautstarke­n Publikum auf den gut besetzten Rängen am Stadionrin­g – insgesamt knapp 7000 Zuschauer – zeigte Schäfer auch am zweiten Tag einen soliden Wettkampf, der noch Luft nach oben ließ. Den einzig gültigen Versuch im Weitsprung setzte Schäfer auf 6,19 Meter. Im folgenden SpeerwurfW­ettbewerb zeigten sich die Früchte, welche die intensive Zusammenar­beit mit Speerwurf-Olympiasie­ger Thomas Röhler getragen hat. Im ersten Versuch brachte Schäfer den Speer auf 53,69 Meter und verbessert­e damit ihre persönlich­e Bestleistu­ng um fast drei Meter. „Das war ein richtiger Kracher“, freute sich Schäfer über die deutliche Steigerung.

Auf den „Kracher“ließ Schäfer im abschließe­nden 800-Meter-Lauf eine Zeit von 2:15,87 Minuten folgen, um sich, wie schon im Vorjahr, den Sieg zu sichern. Neben Schäfer werden wohl Mareike Arndt (6169) und Louisa Grauvogel (LG Saar/ 6162) mit zur EM nach Berlin fahren. Da es vom DLV nur drei Startplätz­e gibt, muss Anna Maiwald (Leverkusen), die mit 6116 Punkten in Ratingen ebenfalls die Norm geschafft hat, wahrschein­lich als unglücklic­he Vierte zuhause bleiben.

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