Ausfälle bei Männern taten weh
Luca Wienand und Kai Kazmirek erlebten den zweiten Tag nicht.
RATINGEN Während Luca Wienand, die Hand am Oberschenkel, über die Tartanbahn humpelte, leuchtete über ihm auf der großen Anzeigetafel im Ratinger Stadion sein Name auf. Er stand nach vier Disziplinen ganz oben in der Rangliste der Männer beim Mehrkampf-Meeting – was seinen Abgang um so trauriger machte. Denn Wienand verletzte sich beim Versuch, den MeetingHochsprungrekord von 2,16 Metern einzustellen, so schwer am Oberschenkel, dass der Wettbewerb für ihn vorbei war. Er selbst fürchtete eine schwere Muskelverletzung. „Luca war auf dem Weg zu 8300 Punkten“, sagte Idriss Gonschinska, der Leitende Direktor Sport des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. „Das tut mir sehr leid für ihn.“
Die Verletzung beraubte der Männerkonkurrenz ihres neuen Publikumslieblings. Denn Wienand hatte den Hochsprung gewonnen, genau wie den Weitsprung zuvor. Und er war der letzte verbliebene ernsthafte Herausforderer für Arthur Abele. Der schaffte die Qualifikation trotzdem und wird somit neben Kai Kazmirek und Matthias Brugger, der nach 8300 Punkten in Götzis Ratingen sausen ließ, zur Europameisterschaft nach Berlin fahren.
Stichwort Kazmirek – für ihn verlief das Mehrkampf-Meeting rundum enttäuschend. „Ich war letzte Woche krank, wollte aber unbedingt nach Ratingen kommen“, sagte er. Hätte er lieber bleiben lassen. Denn nach schwachen Ergebnissen im 100-Meter-Lauf, im Weitsprung und im Kugelstoßen gab der WM-Bronzegewinner auf. „Das war keine gute Generalprobe“, sagte der 27-Jährige. „Nach Götzis hatte ich gesundheitliche Probleme und konnte nicht vernünftig trainieren. Ich fühle mich wie Wackelpudding. Der Bundestrainer hatte mir geraten, nicht anzutreten, ich wollte unbedingt.“Nun hat er noch sechs Wochen Zeit, sich in Form zu bringen. „Ich bin zuversichtlich, dass er das schafft“, betont Gonschinska. „Schließlich hat Kai die richtigen Schlüsse gezogen und ist sofort abgereist, um sich zu schonen.
So bekam Kazmirek die 8481 Punkte von Sieger Arthur Abele gar nicht mehr mit. Doch der 31-Jährige hatte spätestens am zweiten Wettkampftag die Bühne ganz für sich alleine. Denn auch Weltmeister Kevin Mayer nutzte den Wettkampf nur zum Training für die EM – und ließ die Sprung-Disziplinen komplett aus. Wenn er jedoch an den Start ging, zeigte er seine ganze Klasse: Er gewann die 110 Meter Hürden, den Diskuswurf und Stabhochsprung, wurde Zweiter über 400 Meter und im Kugelstoßen und zeigte, dass auch in Berlin kein Weg am Franzosen vorbeiführt. Der 26Jährige reiste mit mehreren Trainern an, doch Mayer wirkte entspannt – er saß zwischen den Wettbewerben barfuß auf dem Stadionrasen.
Dafür trumpfte in Ratingen die junge Riege auf. Neben Wieland (23) zeigte auch Manuel Eitel einen tollen Zehnkampf. Der 21-Jährige gewann die 100 Meter in tollen 10,47 Sekunden und packte auf seine bisherige Bestzahl von 7825 Punkte noch einmal fast 300 Zähler drauf; auch Tim Nowak, Ituah Enahoro und Florian Obst stellten neue Bestleistungen auf.