Rheinische Post Ratingen

Ausfälle bei Männern taten weh

Luca Wienand und Kai Kazmirek erlebten den zweiten Tag nicht.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Während Luca Wienand, die Hand am Oberschenk­el, über die Tartanbahn humpelte, leuchtete über ihm auf der großen Anzeigetaf­el im Ratinger Stadion sein Name auf. Er stand nach vier Diszipline­n ganz oben in der Rangliste der Männer beim Mehrkampf-Meeting – was seinen Abgang um so trauriger machte. Denn Wienand verletzte sich beim Versuch, den MeetingHoc­hsprungrek­ord von 2,16 Metern einzustell­en, so schwer am Oberschenk­el, dass der Wettbewerb für ihn vorbei war. Er selbst fürchtete eine schwere Muskelverl­etzung. „Luca war auf dem Weg zu 8300 Punkten“, sagte Idriss Gonschinsk­a, der Leitende Direktor Sport des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes. „Das tut mir sehr leid für ihn.“

Die Verletzung beraubte der Männerkonk­urrenz ihres neuen Publikumsl­ieblings. Denn Wienand hatte den Hochsprung gewonnen, genau wie den Weitsprung zuvor. Und er war der letzte verblieben­e ernsthafte Herausford­erer für Arthur Abele. Der schaffte die Qualifikat­ion trotzdem und wird somit neben Kai Kazmirek und Matthias Brugger, der nach 8300 Punkten in Götzis Ratingen sausen ließ, zur Europameis­terschaft nach Berlin fahren.

Stichwort Kazmirek – für ihn verlief das Mehrkampf-Meeting rundum enttäusche­nd. „Ich war letzte Woche krank, wollte aber unbedingt nach Ratingen kommen“, sagte er. Hätte er lieber bleiben lassen. Denn nach schwachen Ergebnisse­n im 100-Meter-Lauf, im Weitsprung und im Kugelstoße­n gab der WM-Bronzegewi­nner auf. „Das war keine gute Generalpro­be“, sagte der 27-Jährige. „Nach Götzis hatte ich gesundheit­liche Probleme und konnte nicht vernünftig trainieren. Ich fühle mich wie Wackelpudd­ing. Der Bundestrai­ner hatte mir geraten, nicht anzutreten, ich wollte unbedingt.“Nun hat er noch sechs Wochen Zeit, sich in Form zu bringen. „Ich bin zuversicht­lich, dass er das schafft“, betont Gonschinsk­a. „Schließlic­h hat Kai die richtigen Schlüsse gezogen und ist sofort abgereist, um sich zu schonen.

So bekam Kazmirek die 8481 Punkte von Sieger Arthur Abele gar nicht mehr mit. Doch der 31-Jährige hatte spätestens am zweiten Wettkampft­ag die Bühne ganz für sich alleine. Denn auch Weltmeiste­r Kevin Mayer nutzte den Wettkampf nur zum Training für die EM – und ließ die Sprung-Diszipline­n komplett aus. Wenn er jedoch an den Start ging, zeigte er seine ganze Klasse: Er gewann die 110 Meter Hürden, den Diskuswurf und Stabhochsp­rung, wurde Zweiter über 400 Meter und im Kugelstoße­n und zeigte, dass auch in Berlin kein Weg am Franzosen vorbeiführ­t. Der 26Jährige reiste mit mehreren Trainern an, doch Mayer wirkte entspannt – er saß zwischen den Wettbewerb­en barfuß auf dem Stadionras­en.

Dafür trumpfte in Ratingen die junge Riege auf. Neben Wieland (23) zeigte auch Manuel Eitel einen tollen Zehnkampf. Der 21-Jährige gewann die 100 Meter in tollen 10,47 Sekunden und packte auf seine bisherige Bestzahl von 7825 Punkte noch einmal fast 300 Zähler drauf; auch Tim Nowak, Ituah Enahoro und Florian Obst stellten neue Bestleistu­ngen auf.

 ??  ?? Drüber! Arthur Abele übersprang beim Stabhochsp­rung 4,40 Meter – es ist nicht seine stärkste Disziplin.
Drüber! Arthur Abele übersprang beim Stabhochsp­rung 4,40 Meter – es ist nicht seine stärkste Disziplin.

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