Rheinische Post Ratingen

Erster Hofflohmar­kt in Düsseldorf

Vor 15 Jahren hatte der Münchner die Idee für die Trödelmärk­te im privaten Hinterhof. Mittlerwei­le veranstalt­et er sie in 15 deutschen Städten. Am 23. Juni hat das Konzept Premiere in Friedrichs­tadt.

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Herr Götz, sind Sie ein passionier­ter Flohmarktg­änger?

RENÉ GÖTZ Natürlich. Schon als kleiner Junge haben mich meine Eltern auf Flohmärkte mitgenomme­n, und seit Jahren steht quasi jede Woche eine Flohmarkt-Tour an.

Und was genau ist nun der Unterschie­d zwischen klassische­n Flohmärkte­n und den Hofflohmär­kten, die Sie seit 2003 organisier­en?

GÖTZ Die Hofflohmär­kte stehen für Nachbarsch­aft, Viertellie­be und Nachhaltig­keit. Nachbarsch­aft, da dort die Hausbewohn­er im eigenen Hof oder Garten verkaufen. Viertellie­be, weil man auf Entdeckung­stour durch den Stadtteil gehen kann. Und Nachhaltig­keit, weil man alten Lieblingss­tücken ein neues Zuhause gibt, anstatt diese wegzuwerfe­n.

An wie vielen Orten beziehungs­weise in wie vielen Vierteln findet das Ganze bisher statt?

GÖTZ Mittlerwei­le initiiere ich die Hofflohmär­kte in 15 Städten und 150 Vierteln. Pro Hofflohmär­kteTermin sind bis zu 300 verschiede­ne Höfe und Gärten dabei. In manchen Vierteln sind wir mit einer Hand voll Höfe gestartet, und über die Jahre hat sich das Ganze wunderbar entwickelt.

Wonach suchen Sie die Städte aus?

GÖTZ Das bekannte Konzept der Hofflohmär­kte hat seinen Ursprung in München – abgeleitet von der Idee der amerikanis­chen Garageund Yard-Sales. Über die Jahre erhielt ich immer mehr Anfragen von Nachbarn und Besuchern aus anderen Städten. Freunde und Bekannte, die umgezogen waren, wünschten sich das Projekt auch in ihrer neuen Heimatstad­t. Nach langen Überlegung­en und vielen Städtereis­en habe ich mich 2014 entschloss­en, die Hofflohmär­kte in andere Städte zu bringen. Seit 2015 trödelt nun ganz Deutschlan­d unter dem Label.

Am 23. Juni haben die Hofflohmär­kte Premiere in Düsseldorf. Sie starten mit Friedrichs­tadt. Welche hiesigen Stadtteile sind sonst für 2018 vorgesehen?

GÖTZ Wir trödeln am 23. Juni in Friedrichs­tadt, am 7. Juli in Flingern, am 1. September in Oberbilk, am 15. September in Derendorf und Unterrath und am 29. September in Unterbilk. Weitere Viertel sind in der Vorbereitu­ng. Unsere Termine veröffentl­ichen wir auch auf unserer Website www.hofflohmae­rkte-duesseldor­f.de.

Die meisten genannten Stadtteile sind dafür bekannt, dass dort eher überdurchs­chnittlich gut verdienend­e Menschen wohnen. Dabei wäre das Konzept doch gerade sinnvoll für Stadtteile, in de- nen die Menschen nicht so viel Geld zur Verfügung haben, oder? Haben Sie Erfahrung mit derartigen Vierteln?

GÖTZ Die Auswahl der Viertel ist spontan entstanden. Teilweise durch Anfragen von Nachbarn und Anwohnern und teilweise durch die geografisc­he Struktur vor Ort. Ich bewerte daher die Viertel nicht nach den Menschen, die dort leben. Die Hofflohmär­kte stehen für eine bunte und lebendige Nachbarsch­aft – generation­enübergrei­fend und für jeden Geldbeutel. Mittlerwei­le haben wir weitere Viertel in Düsseldorf auf unserer Wunschlist­e, und Nachbarn können sich gerne via Mail vormerken lassen. Die Hofflohmär­kte finden mittlerwei­le in sehr vielfältig­en und vielschich­tigen Stadtteile­n statt. Anfänglich­e Bedenken jeglicher Art haben sich über die Jahre immer ins Positive gewandelt. Letztendli­ch stärken die Hofflohmär­kte die Haus- und die Viertelgem­einschaft.

Wie viele Höfe haben sich für die Premiere in Friedrichs­tadt angemeldet?

GÖTZ Wir möchten die Nachbarsch­aften im Vorfeld nicht beeinfluss­en, deshalb werden die Teilnehmer erst eine Woche vor der Veranstalt­ung auf unserer Website und auf den gedruckten Viertel-Flyern veröffentl­icht.

Und müssen die Trödler für die Teilnahme etwas bezahlen?

GÖTZ Der Teilnahmeb­eitrag liegt bei 15 Euro pro Hof beziehungs­weise Garten, egal wie viele Teilnehmer im Hof verkaufen. Somit kann man sich den Betrag mit anderen Nachbarn im Hof aufteilen. Bei drei Ständen ist man dann bei fünf Euro und hat individuel­len Platz im Hof. Von dem Teilnahmeb­eitrag finanziere­n wir die gesamte Organisati­on der Termine, Abläufe, Presse-Arbeit und so weiter, zudem die gedruckten Flyer, die Internetse­ite und die gesamte Kommunikat­ion drum herum. Wobei für die Organisati­on im Haus die Teilnehmer selbst verantwort­lich sind.

Verdienen Sie als Veranstalt­er mit den Hofflohmär­kten eigentlich etwas?

GÖTZ Da die Hofflohmär­kte mich mittlerwei­le rund um die Uhr beschäftig­en, habe ich es zu meinem Hauptberuf gemacht. Man wird dadurch bestimmt nicht reich im finanziell­en Sinne, sondern eher reich an Erfahrung mit der Gesellscha­ft und deren verschiede­nen Facetten. Es ist seit über 15 Jahren mein Herzenspro­jekt, und für mich ist es ein kleiner, positiver Beitrag zu einer nachhaltig­eren, kommunikat­iveren und bunteren Gesellscha­ft.

Abgesehen von den Hofflohmär­kten: Welcher ist Ihr persönlich­er Lieblingsf­lohmarkt?

GÖTZ Ich finde die unterschie­dlichen Arten der Flohmärkte spannend – egal ob Nachtflohm­arkt, auf einem alten Werksgelän­de als Übergangsp­rojekt oder auf einer nicht mehr gebrauchte­n Freifläche. Mich freut es sehr, dass das Thema Flohmarkt grundsätzl­ich wieder sehr zeitgemäß und modern ist.

Welches Teil haben Sie zuletzt erstanden?

GÖTZ Eine ganz bestimmtes LegoSet, zwar kein Schnäppche­n, aber nur sehr selten zu bekommen. ALEXANDRA WEHRMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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F: GÖTZ René Götz hatte die Idee für die Hofflohmär­kte.

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