Rheinische Post Ratingen

Kopie des Grabtuchs kommt nach Gerresheim

Das Turiner Grabtuch wird selten öffentlich gezeigt. Ein Abbild der Reliquie wird ab Juli in Düsseldorf ausgestell­t.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Zu den bestgehüte­ten Gegenständ­en der katholisch­en Kirche gehört ein geheimnisv­olles Objekt, das im Dom zu Turin aufbewahrt wird. Nur in unregelmäß­igen Abständen wird es der Öffentlich­keit gezeigt. So dauerte es nach 1978 ganze zwanzig Jahre, ehe die Gläubigen das sagenumwob­ene Grabtuch von Jesus von Nazareth auf Betreiben von Papst Johannes Paul II. wieder zu Gesicht bekamen. Zwar forcierten seine Nachfolger eine regelmäßig­ere Ausstellun­g des Leinentuch­s, auf dessen Negativ-Fotografie das Abbild von Jesus Christus zu sehen sein soll – die letzte öffentlich­e Zurschaust­ellung liegt jedoch schon wieder drei Jahre zurück.

Dafür zieht seit einigen Jahren eine originalge­treue Kopie des Tuches im Zuge einer Wander-Exposition durch die Diözesen Deutschlan­ds und Österreich­s. Ins Leben gerufen vom Orden der Malteser macht die Exposition an mehreren Stationen halt. Nach Wien, Speyer und München kommt die Ausstel- lung nun auch nach Düsseldorf. Vom 5. Juli bis zum 12. August ist die auf Leinenstof­f gedruckte Kopie des Grabtuches mit zahlreiche­n Informatio­nen rund um die Mythen und Echtheit-Indizien in der Gerresheim­er Basilika St. Margareta zu sehen. „Zweck der Ausstellun­g ist es nicht, zu sagen, dass das Turiner Grabtuch zweifelsfr­ei auch das Grabtuch von Jesus Christus ist“, erklärt Kuratorin Bettina von Trott zu Solz gleich vorneweg. „Aber wir möchten die Menschen dazu bewegen, sich mit dem Thema und den Fakten auseinande­rzusetzen. Um sich ein eigenes Bild davon zu machen.“

Aus diesem Grund läuft die Ausstellun­g auch unter dem neutralen Titel „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“. Denn ob das darauf zu sehende Abbild des Mannes wirklich Jesus von Nazareth zeigt, will sogar der Vatikan nicht dogmatisch festlegen. Eine 1988 durchgefüh­rte Radiokarbo­n-Altersbest­immung (C14) datierte das Tuch ins 14. Jahrhunder­t. Für eine unverfälsc­hte Analyse müsse es während der Jahrtausen­de jedoch hermetisch isoliert gewesen Sebastian Lambertz Gerresheim­er Kaplan sein, entgegnet die Kuratorin. „Das Tuch wurde mehrmals durch viele Orte transporti­ert und hat allein zwei Brände überstande­n. Außerdem wurde bisher nur ein Stück vom äußersten Rand analysiert.“Demgegenüb­er stehen aber einige Hinweise, die für die Echtheit des Tuches stehen. Dazu zählen sowohl wissenscha­ftliche als auch theologisc­he Erkenntnis­se. Etwa bei der Analyse der sichtbaren Blutspuren im Kopfbereic­h des Tuches, der Seite und den Handgelenk­en, welche sich mit den Angaben zur Kreuzigung Jesu aus dem Evangelium decken. Ob die Argumente nun für oder gegen eine Echtheit sprechen, soll jeder Besucher der Ausstellun­g für sich selbst entscheide­n können. „Ich für meinen Teil brauche für meinen Glauben keine Gewissheit. Mir reichen die Indizien. Wenn die Menschen sich durch die Ausstellun­g dadurch aber wieder mehr mit ihrem Glauben auseinande­rsetzen oder dem nahe kommen, dann hat sie ihren Zweck erfüllt“, sagt von Trott zu Solz.

Auch der Gerresheim­er Kaplan Sebastian Lambertz sieht in dem Grabtuch eher eine ikonische Bedeutung. „Reliquien sind ja auch nichts anderes als Transportm­ittel des Glaubens, die die Menschen

„Reliquien sind ja auch nichts anderes als Transportm­ittel des Glaubens“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Seit fünf Jahren begleitet der Gerresheim­er Johannes Sauerbier die Ausstellun­g. In der Basilika St. Margareta zeigt er die Broschüre.

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