Rheinische Post Ratingen

Die ungeliebte Bahnstreck­e

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Als vor ein paar Tagen die Bahn AG die Zeiten für die Streckensp­errung der S6 in den Sommerferi­en bekannt gab, machte man sich in Ratingen bereits Hoffnungen auf die lange geforderte Sanierung des S-Bahnhofs in Hösel. Denn dafür und für etliche andere Arbeiten soll die Bahn ja stillstehe­n. So war das auch vor einigen Jahren, als die Station Ost renoviert und behinderte­ngerecht angepasst wurde. Doch die Bahn musste nun gleich wieder zurückrude­rn: Die Sanierung wird verschoben. Begründung: Auf die Ausschreib­ung habe sich kein Unternehme­n beworben.

Das kommt den Dumeklemme­rn bekannt vor: Auch die Stadt Ratingen hatte in der Vergangenh­eit immer wieder Probleme, Baufirmen zu finden. Bau- und Handwerksf­irmen im Großraum Düsseldorf haben alle Hände voll zu tun. Klare Sache, dass man sich die lukrativst­en Aufträge aussucht und seine Bewerbung nur dort in den Topf wirft. Häuslebaue­r kennen das schon länger: Es gibt kaum ein Gewerk, das noch freie Termine hätte.

Derzeit feilt man bei der Stadt an

Dauerstau auf den Straßen in den Hauptverke­hrszeiten, unzuverläs­sige Bahnen, verschoben­e Stationssa­nierung: Die Stadt Ratingen hat ein VerkehrsPr­oblem.

der Ausschreib­ung für den Umbau des Bahnhofsvo­rplatzes. Erst sollte die Bahn arbeiten, unter anderem auch die beiden Aufzüge installier­en, irgendwann wollte die Stadt dann einsteigen. Nun hat sie im wahrsten Sinne des Wortes „freie Bahn“. Wenn sie Auftragneh­mer findet. Das könnte noch spannend werden. Die Höseler warten schon lange auf die Sanierung von Station und Umfeld: Nun könnte sich der Bahnhofsum­bau noch mal ordentlich verzögern. Denn laut Bahn müssen Streckensp­errungen Jahre im Voraus geplant werden. Frühestens dürfte es also im Sommer 2019 soweit sein.

Die S6 bleibt, was sie ist: eine ungeliebte Strecke. Nach dem Sturm Kyrill blieb sie wochenlang gesperrt: Andere Gleise hatten Vorrang. Die Stadt rühmt sich gerne der guten Verkehrsan­bindungen. Doch die Praxis sieht anders aus. Morgens und abends kriecht der Verkehr durch die Stadt. Kommt noch ein Unfall oder eine Baustelle auf den Autobahnen dazu, läuft gar nichts mehr. Man frage einmal Pendler, die meist kurz vorm Ziel ausgebrems­t werden. Oder Lieferante­n.

Ein zuverlässi­ge Alternativ­e ist die S6 für Berufstäti­ge leider nicht: Ständige Verspätung­en und Ausfälle auf der langen Strecke schrecken sicherlich viele potenziell­e Kunden ab. Klar ist nur: So bekommt man das Verkehrspr­oblem nicht in den Griff. Ratingen sollte sich nicht abhängen lassen. Auch nicht von der Bahn.

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