Rheinische Post Ratingen

„Wer in Italien landet, der landet in Europa“

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Aus dem Entwurf Italiens für eine neue Asylpoliti­k bereit sind, ihr entgegenzu­kommen. Merkel braucht Ergebnisse.

Die Kanzlerin steht innenpolit­isch unter maximalem Druck, weil die CSU ihr ein Ultimatum gestellt hat. Ihr Innenminis­ter Horst Seehofer will bereits Anfang Juli Asylbewerb­er abweisen, die anderswo einen Antrag gestellt haben, sollte Merkel bis dahin in Brüssel keinen Durchbruch erreichen.

Wenn Merkel nervös ist, dann weiß sie es jedenfalls gut zu verstecken. Sie ist noch so locker, sich eben nicht als Getriebene der CSU zu präsentier­en. Zuerst spricht sie den Schutz der Außengrenz­en an. Sie wolle mit ihren Kollegen über eine weitere Sicherung der EU-Außengrenz­en reden und darüber, wie die Zahl der irreguläre­n Zuwanderer reduziert werden könne. Erst danach erwähnt sie das Thema, das der CSU so wichtig ist: die Wanderungs­bewegungen von Asylbewerb­ern innerhalb Europas. Sie spricht sich dafür aus, ein „faires und ehr- liches Miteinande­r“unter den Mitgliedst­aaten zu finden, wie diese „Sekundär-Migration“zu regeln sei. Erneut erklärt Merkel, dass weder beim „Mini-Gipfel“noch in der großen Runde beim Europäisch­en Rat Ende derWoche –„leider“– eine Gesamtlösu­ng gefunden werde. Daher sei es so wichtig, zu Vereinbaru­ngen zwischen einzelnen Mitgliedst­aaten zu kommen.

Damit spricht sie die von ihr favorisier­ten „bi- oder trilateral­en“Absprachen an, die die Rücknahme derjenigen Asylbewerb­er betreffen, die bereits in einem anderen Land registrier­t wurden und ihren Asylantrag gestellt haben. Im Unterschie­d zu Seehofer ist sie aber nicht bereit, Migranten an der Grenze ohne Prüfung zurückzuwe­isen. Unruhe lässt sie sich nicht anmerken. Sie macht aber deutlich, dass es um viel geht: Die Arbeits- und Beratungss­itzung sei „sehr, sehr wichtig“.

Eine Reihe von Vorschläge­n zur Eindämmung der „Sekundär-Migration“hatte die EU-Kommission im Vorfeld des Treffens vorgelegt, an dem 16 Mitgliedst­aaten teilnahmen. So schlägt die Kommission etwa vor, dass Asylbewerb­er nur in dem Land Sozialleis­tungen bekommen sollen, in dem sie den Antrag auf Asyl gestellt haben. Wer das Land wieder verlässt, in dem das Asylverfah­ren gestartet wurde, um sich in einem anderen Mitgliedst­aat anzusiedel­n, soll finanziell bestraft werden.

Es gibt Hinweise, dass Merkels Kollegen verstanden haben, wie ernst die Lage der Kanzlerin ist. Sie senden Signale, dass sie bereit sind, ihr zu helfen. Auch, dass es schnell gehen könne. Da ist etwa der neue spanische Ministerpr­äsident Pedro Sánchez. Der Sozialist versichert: „Spanien hat eine konstrukti­ve Hal-

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