Rheinische Post Ratingen

Aus PET wird Kunst

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Die ursprüngli­ch differenzi­erte Bedeutung von Skulptur – sie entsteht durch Hauen und Schnitzen, eine Plastik dagegen durch Auftragen von Material und Modelliere­n – ist heute nur noch selten im Sprachgebr­auch anzutreffe­n. Und die Objekte – skulptural und plastisch, die der Düsseldorf­er Bildhauer Paul Schwer ab Freitag (bis 30. September 2018) im Museum Ratingen präsentier­t, sprengen den Wort- und Begriffrah­men sowieso.

Er hat für eine Ausstellun­g das Museum Ratingen mit einer Vielzahl von transluzen­ten Objekten aus Polyethyle­nterephtha­lat – eher unter PET bekannt – bedacht, während in Goch eine Parallelve­ranstaltun­g mit überwiegen­d Architektu­rnahen Arbeiten das zweite Bein darstellt.

Paul Schwer – ja, der ist genau der Künstler, der in Tiefenbroi­ch bei Tünkers seine Leuchtturm-Installati­on aufgestell­t hat und im vergangene­n Jahr eine Art Bautafel vor dem Ratinger Stadttheat­er installier­te. Die aktuellen Ausstellun­gen gehen zurück auf die seine intensive Auseinande­rsetzung mit den jeweiligen örtlichen Gegebenhei­ten.

Dieses wird in der Ausstellun­g aufgegriff­en und soll in neuen, raumbezoge­nen Installati­onen umgesetzt werden. Ebenso wird das Licht als wesentlich­es gestalteri­sches Element des Künstlers in den installati­ven Werken in Ratingen thematisie­rt. Alles unerhört spannend und sehr sehenswert.

Hier und in Goch realisiert­e Paul Schwer je eine skulptural­e Lichtinsta­llation im öffentlich­en Raum, mit der er auf eine spezifisch­e Platzund Ortssituat­ion reagierte. Während im neuen Stadtteil NeuSeeLand in Goch die Arbeit „Shelter Halic“auf einem künstliche­n See platziert wurde, entschied sich der Künstler in Ratingen für eine Arbeit aus seiner Serie der Billboard-Painting.

Es kristallis­ieren sich zwei Schwerpunk­te im bildnerisc­hen Verständni­s von Paul Schwer heraus: die skulptural­e Verdichtun­g und die raumgreife­nde Installati­on. Entspreche­nd der jeweiligen Raumsituat­ionen der beiden Häuser werden in Ratingen die skulptural­en Ar- beiten gezeigt, während in Goch die raumbestim­menden und mitunter auch raumgeneri­erenden Werke erlebbar werden.

Dabei wird jeweils das Licht als wesentlich­es Gestaltung­selement des Künstlers deutlich. Meist durchdring­t es mittels schlichter Lichtröhre­n farbig gestaltete Plexiglasf­lächen. Die Fragilität der Arbeiten ist Teil einer kalkuliert­en Irritation. Anders und doch aufs innigste verwandt sind die ebenfalls polychrome­n Skulpturen aus PET-G Kunststoff, die der Künstler in geradezu barocker Manier in sich verdreht und so eine Verdichtun­g von Malerei und skulptural­er Wirkung erzielt.

Beide Pole werden durch die Präsentati­onen in den unterschie­dlichen Raumsituat­ionen der beiden kooperiere­nden Museen deutlich. Erst in der Wahrnehmun­g beider Orte wird es dem Betrachter gelingen, das reiche Repertoire des Künstlers vollständi­g zu erleben. Die Ausstellun­g wird am Freitag, 29. Juni, um 19 Uhr eröffnet, die in Goch am Samstag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany