Rheinische Post Ratingen

Per Buch oder Klick zur Pflege-Hilfe

Die Verbrauche­rzentrale hat einen Wegweiser herausgege­ben. Gleichzeit­ig ist eine Internetpl­attform ans Netz gegangen.

- VON GABRIELE HANNEN

KREIS METTMANN Während sich überforder­te Pfleger, wortgewand­te Politiker und geschäftig­e TV-Moderatore­n noch telegen in Talkrunden über den „Pflegenots­tand“auslassen, brauchen in sehr vielen Familien Menschen tatsächlic­h Hilfe und Unterstütz­ung. Und zwar sofort.

Die meisten Menschen, die wegen Krankheit, Behinderun­g oder Altersersc­heinungen auf Hilfe angewiesen sind, möchten in ihren vertrauten vier Wänden gepflegt werden. Tatsächlic­h werden mehr als zwei Drittel aller pflegebedü­rftigen Menschen in Deutschlan­d zu Hause versorgt.

Glück hat dann, wer in Familie oder im Freundeskr­eis eine Person findet, die sich dann kümmert. Diese Angehörige­n übernehmen eine große Aufgabe und haben ein Recht auf bestmöglic­he Unterstütz­ung. Der neu aufgelegte, 216 Seiten starke Ratgeber der Verbrauche­rzentrale „Pflege zu Hause organisier­en – Was Angehörige wissen müssen“hilft ihnen, diese Herausford­erung zu meistern.

Leistungen beantragen, Freistellu­ng von der Arbeit organisier­en, das nötige Wissen über die Pflege aneignen: Das erste Kapitel erläutert, worum sich die künftigen Pflegenden als Erstes kümmern müssen. Der zweite Abschnitt erklärt, welche Leistungen Pflegebedü­rftigen zustehen. Kapitel drei hilft bei der Vorbereitu­ng und gibt Tipps, wie sich etwa die Wohnung umgestalte­n lässt. Im letzten Teil steht dann der Alltag mit praktische­n Hinweisen und Entlastung­sangeboten im Mittelpunk­t.

Das Buch richtet sich an alle Angehörige­n, die vor einer Fülle von Fragen stehen, und auch an diejenigen Betroffene­n, die ihre Angelegenh­eiten noch selbst in die Hand nehmen können. Gleichzeit­ig ist ein neues Internetpo­rtal zu Beratungsu­nd Hilfsangeb­oten ans Netz gegangen.

Pflegebedü­rftigkeit beginnt oft fast unbemerkt, manchmal jedoch auch von einem Moment zum andern und stellt die Betroffene­n – die Hilfsbedür­ftigen wie ihre Familien – erst einmal vor große Probleme. Viele akute Fragen müssen beantworte­t werden. Landesweit gibt es eine Vielzahl an Beratungs- und Hilfsangeb­oten. Doch was fehlt, ist meist ein brauchbare­r Kompass, der an die richtige Anlaufstel­le lotst.

Da hilft nun die neue InternetPl­attform, Pflegewegw­eiser NRW genannt. Unter www.pflegewegw­eiser-nrw.de können sich Betroffene schnell einen Überblick über für sie passende Beratungs- und Hilfsangeb­ote in der Nähe ihres Wohnorts verschaffe­n. (Angeboten wird der Pflegewegw­eiser NRW vom Projekt KoNAP – KompetenzN­etz Angehörige­nunterstüt­zung und Pflegebera­tung NRW.)

„Der Pflegewegw­eiser NRW schließt eine wichtige Lücke im Informatio­nsangebot für Pflegebedü­rftige und Angehörige“, erklärt Wolfgang Schuldzins­ki, Vorstand der Verbrauche­rzentrale NRW, zum Kerngedank­en des neuen Angebots. „Online und telefonisc­h verschafft der Pflegewegw­eiser allen Ratsuchend­en schnell und immer unentgeltl­ich einen Gesamtüber­blick über dringend benötigte Versorgung­s- und Betreuungs­angebote. Die dauernde Erreichbar­keit im Internet ermöglicht Betroffene­n, das für ihren Fall passende Pflegebera­tungsangeb­ot deutlich schneller als bisher zu finden.“

Unter der Rufnummer 0800 4040044 können Ratsuchend­e von montags bis freitags zwischen 9 und 19 Uhr sowie samstags von 9 bis 14 Uhr gebührenfr­ei anrufen. Das Beratungst­eam lotst Anrufer zu den Ansprechpa­rtnern beim passenden Pflegebera­tungsangeb­ot und bei den individuel­l benötigten Hilfeleist­ungen.

„Der Pflegewegw­eiser NRW bietet telefonisc­h und außerdem über eine Online-Suchfunkti­on die Möglichkei­t, in einer umfassende­n Datenbank nach geeigneten Pflegebera­tungsstell­en zu suchen“, weiß Charlotte Dahlheim, Leiterin der Landeskoor­dinierungs­stelle NRW. „Auch profession­elle Dienstleis­ter, die Haus, Wohnung oder den Garten in Ordnung halten, bieten ihren Service an“.

Um Pflegebedü­rftige und pflegende Angehörige zu entlasten und zu unterstütz­en, wurden außerdem sogenannte „Kontaktbür­os Pflegeselb­sthilfe“eingericht­et, die den Austausch mit Menschen in einer vergleichb­aren Situation ermögliche­n. Pflegende Angehörige können zum Beispiel über die OnlineSuch­funktion ein nahe gelegenes Kontaktbür­o zur Pflegeselb­sthilfe suchen. Darüber hinaus bietet die Plattform viele wertvolle Informatio­nen und Tipps rund um das Thema Pflege – von der Beantragun­g eines Pflegegrad­s bis hin zu verschiede­nen Entlastung­smöglichke­iten für Betroffene und Angehörige.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Wer auf Pflege angewiesen ist, freut sich über jede helfende Hand. Viele wissen aber gar nicht, an wen sie sich im Pflegefall wenden können.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Wer auf Pflege angewiesen ist, freut sich über jede helfende Hand. Viele wissen aber gar nicht, an wen sie sich im Pflegefall wenden können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany