„Viren spielen sicherlich eine Schlüsselrolle, was den Verlauf der Erkrankung angeht“
Joel Dudley Genetiker Gewebeproben von Alzheimer-Patienten eindeutig und in einem überdurchschnittlichen Ausmaß die Erbgutspuren viralen Lebens gefunden.
Wie beispielsweise vom Herpesvirus HHV-6, der bei Babys für Drei-Tage-Fieber sorgt. Und eben auch vom Herpes-Simplex-Virus, der Lippen in juckende Krustenlandschaften verwandelt. „Die Gehirne von Alzheimer-Patienten waren teilweise doppelt so stark belastet wie die von gesunden Kontrollpersonen“, so Dudley.
Die Viruslast zeigte sich dabei umso größer, je weiter die Demenz fortgeschritten war. Was zudem ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass der Mikroorganismus und die Erkrankung zusammenhängen. „Ich glaube zwar nicht, dass Viren die Alzheimer-Demenz auslösen“, betont Dudley. „Aber sie spielen sicherlich eine Schlüsselrolle, was denVerlauf der Erkrankung angeht.“
Es ist noch nicht allzu lange her, dass man belächelt wurde, wenn man Keime und die weltweit gras- sierende Demenz miteinander in Verbindung brachte. Doch mittlerweile hat dieses Thema längst keinen Außenseiter-Status mehr.
Vor rund einem Jahr veröffentlichten 31 international renommierte Alzheimer-Experten ein Statement, in dem sie beklagten, dass man sich in der Entwicklung von Therapien zu sehr auf die Amyloid-Plaques und Tau-Proteine im Gehirn fokussieren würde. Diese Ablagerungen seien zwar typisch für die Alzheimer-Erkrankung, doch man müsse auch untersuchen, welche Faktoren ihre Entstehung begünstigen würden. „Und dazu zählen unbestreitbar Infektionen“, so das Exper-