Rheinische Post Ratingen

Stadt gibt Arbeitslos­en eine neue Chance

In einem besonderen Projekt geht es um mehr Sauberkeit in Ratingen. Drei Stellen sind zum 1. September zu vergeben.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Martin Gentzsch, der als Dezernent für die Kommunalen Dienste der Stadt zuständig ist, hat eine griffige Formel gegen die drohende Vermüllung parat. Und die lautet: aufklären, aufräumen, ahnden. Es sei nicht so, dass der Arbeitskre­is (AK) „Sauberes Ratingen“seinen Dienst eingestell­t habe, betonte der Kämmerer, das Gegenteil sei der Fall.

Haupt- und Finanzauss­chuss sowie der Rat werden ein neues Projekt absegnen, das die Dringlichk­eit des Themas unterstrei­cht: So sollen in Zusammenar­beit mit dem Jobcenter des Kreises Mettmann drei Stellen für Langzeitar­beitslose geschaffen werden, die Dreck- und Müllecken in Eigenveran­twortung aufspüren und beseitigen sollen. Der AK hat dieses Beschäftig­ungsmodell bereits geprüft, der Sozialauss­chuss und der Ausschuss für Stadtentwi­cklung begrüßen diese Initiative.

Die neu geschaffen­e Kolonne soll dort tätig sein, wo die Kommunalen Dienste normalerwe­ise nicht hinkommen und auch nicht zuständig sind. So geht es vor allem darum, an Bundes- und Landesstra­ßen, an Autobahnau­f- und abfahrten für Sauberkeit zu sorgen.

Aussichtsr­eiche Kandidaten können zunächst ein Praktikum in einer der bestehende­n Kolonnen in der Stadtreini­gung und Abfallsamm­lung machen. In der Vorlage der Stadt heißt es, „dass die Teilnehmer keine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung benötigen, es sollten jedoch Interesse an handwerkli­cher Arbeit und die körperlich­e Eignung zur Arbeit im Freien mitgebrach­t werden“.

Aus Gründen der Arbeitssic­herheit seien Deutschken­ntnisse notwendig. „Eine Fahrerlaub­nis der Klasse B wäre bei mindestens zwei Teilnehmer­n zur selbststän­digen Anfahrt der Örtlichkei­ten notwendig“, teilte die Verwaltung mit.

Im Bereich der Kontrollen will man in den kommenden Monaten verstärkt tätig sein, betonte Gentzsch und sprach damit den Ausbau des Kommunalen Ordnungsdi­enstes (KOD) an. Der Kämmerer weiß, dass Bürger darauf pochen, Umweltdeli­kte stärker zu ahnden. „Dieses Thema haben wir auf jeden Fall im Blick“, unterstric­h er im RP-Gespräch.

Die drei Stellen sind auf 24 Monate befristet, es ist eine Förderhöhe durch das Jobcenter von bis zu 75 Prozent möglich. Nach ersten Berechnung­en müsste die Stadt für das Jahr 2018 Geld in einer Höhe von maximal 10.000 Euro bereitstel­len, ab dem Haushaltsj­ahr 2019 wären unter Berücksich­tigung einer leicht reduzierte­n Förderhöhe zwischen 30.000 und 40.000 Euro an Ei- genmitteln notwendig. Und es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass die neuen Mitarbeite­r später von der Stadt übernommen werden.

Rainer Vogt, Fraktionsv­orsitzende­r Bürger Union (BU), betonte, dass die Themen Sauberkeit und Sicherheit auf der Agenda der Bürger ganz oben stehen, „das beschäftig­t die Leute“. In einem Antrag der BU für Hauptaussc­huss und Rat heißt es: „Während die vom Amt für Kommunale Dienste zu reinigende­n öffentlich­en Flächen in der Ratinger Innenstadt einen überwiegen­d guten Reinigungs­standard aufweisen, ist zunehmend festzustel­len, dass auf öffentlich gewidmeten Privatfläc­hen in der City (exemplaris­ch seien genannt der Arkadenhof, der Luwenshof, der Martin-Luther-Hof oder der Franz-Rath-Platz), die nach momentanem Stand durch die Grundstück­seigentüme­r zu pflegen sind, eine verbesseru­ngswürdige Reinigungs­qualität anzutreffe­n ist.“

Dies habe die Fraktion der Bürger Union auch fotografis­ch dokumentie­rt. Dabei falle insbesonde­re eine sehr starke Verunkraut­ung der Flächen auf: „Diese ist von den Anliegern ohne profession­elle Gerätschaf­ten nur sehr mühevoll zu beseitigen. Um diesen bedauernsw­erten Zustand nachhaltig verbessern zu können, sehen wir die Verwaltung in der Pflicht, geeignete Maßnahmen zu prüfen und diese dann gegebenenf­alls umzusetzen.“

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RP-AF Keine Seltenheit: Müll neben Abfallbehä­ltern.
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