Rheinische Post Ratingen

Er hat mehr als 80 Auftritte pro Jahr in Lateinamer­ika, Asien und Europa

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king Burnhart McKoolski, Goofy Man oder Wolf Müller kennt. Bürgerlich heißt er Jan Schulte und ist unter diesem Namen oder den vielen Aliases seit einigen Jahren weltweit mit seiner Musik auf Tour. Gerade packt er seinen Plattenkof­fer für einen Auftritt auf einem Festival in Albanien, wo er für drei DJSets gebucht ist. Danach geht es mit einem Tag Erholung in Düsseldorf gleich weiter nach Berlin, Kroatien und Marseille.

Dabei zieht er obskure Platten und Flohmarktf­unde aus den Regalen oder spielt auf einer indonesisc­hen Mundorgel.„Die habe ich auf Borneo tief im Urwald gekauft, von einem der letzten Männer, die diese Mundorgeln noch bauen können“, erzählt Schulte, der Maultromme­ln als ein Markenzeic­hen in seiner Musik einsetzt.„Mich haben sie dann in dem Dorf ‚Der Mensch, der durch die Maultromme­l sprechen kann‘ getauft.“Die Begeisteru­ng für Musik wurde Schulte schon in dieWiege gelegt. „Mein Vater hat viel Musik gehört, mit fünf Jahren habe ich dann Fleetwood Mac mit Kopfhörer sitzend vor der Stereoanla­ge rauf und runter gehört“, sagt Schulte. In der Schulzeit kam er dann mit Breakdance und HipHop in Berührung. Später folgten abendliche Besuche im Unique und dann am prägendste­n im Salon des Amateurs. „Meine erste Veröffentl­ichung war 2004. Da habe ich die Beats für die erste EP von NMZS von der Antilopen Gang gemacht“, sagt Schulte, der auch privat mit dem leider viel zu früh verstorben­en Jakob Wich sehr gut befreundet war.

Überhaupt der Salon: Wie für so viele Düsseldorf­er Musiker seiner Generation war es auch für Jan Schulte der Ort, der ihm einen neuen musikalisc­hen Kosmos eröffnete. „Natürlich hat mich der Salon sehr geprägt“, sagt Schulte, der auch immer noch regelmäßig in dem kleinen Club mit Weltruhm auflegt. „Ich will meinem Publikum etwas besonderes vorsetzen und es mit neuer Musik überrasche­n, denn es soll merken, dass es so wahnsinnig viel tolle Musik abseits des Üblichen gibt.“

Es ist wohl dieser musikalisc­he Ethos, sehr eklektisch­e und obskure Musik auch im Clubkontex­t zu spielen, der den Salon und seine Protagonis­ten weltweit bekannt gemacht hat. Denn hier zählt viel mehr die Liebe zur Musik als der nächste Bass-Drop oder die neueste Veröffentl­ichung eines hippen DJs. „Ich bin in meiner Musik sehr dogmatisch, ich will meine Vi- sion von Sound rüberbring­en. Nur so kann ich ehrlich dahinter stehen, was ich mache“, sagt Schulte. Und genau diese Ehrlichkei­t kommt beim Publikum an. „Ich habe vergangene­s Jahr mehr als 80 Auftritte als DJ und Musiker in ganz Europa, Japan, Lateinamer­ika und Australien gemacht“, erklärt der Vielfliege­r. Und neben den Reisen bleibt dann auch noch etwas Zeit für neue Veröffentl­ichungen wie das hochgelobt­e Album „Instrument­almusik von der Mitte der World“, das in Zusammenar­beit mit Niklas Wandt entstand, und auf dem auch die indonesisc­he Mundorgel zu hören ist. Daneben gibt es auf dem Haus-Label Schultes, „Themes For Great Cities“etliche Veröffentl­ichungen auf Platte, die im Internet dann schnell für den fünffachen Preis gehandelt werden.

Nach gut zwei Stunden ist nun auch der Plattenkof­fer für den nächsten Auftritt gepackt, der Pass verstaut, und es kann losgehen auf die nächste Reise zu fernen Orten und obskuren Rhythmen.

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