Rheinische Post Ratingen

Hauptschül­er suchen eine Schule

Keine neue Gesamtschu­le, keine Sekundarsc­hule – aber was dann? Die Diskussion um die Schullands­chaft läuft heiß.

- VON PAUL KÖHNES

RATINGEN Die Elsa-Brandström­Schule als letzte Ratinger Hauptschul­e schloss vor einem Jahr. Die Anmeldezah­len gaben den Betrieb nicht mehr her. Nun steckt die Stadt in einem Dilemma: Eine Hauptschul­e wird trotzdem gebraucht. Vor allem für Schüler ab Klasse sieben, die nach der Erprobungs­stufe die Realschule verlassen müssen – zum laufenden Schuljahr waren dies nach Angaben des Schulamts 17 Jungen und Mädchen. Die Stadtverwa­ltung rechnet damit, dass es auch zum Schuljahr 2018/2019 nach Durchlaufe­n der Erprobungs­stufe erneut zahlreiche Schulformw­echsler mit Empfehlung für einen Hauptschul­besuch geben wird.

Vom Tisch ist ein Vorschlag der Bürger Union: Sie setzte sich im Schulaussc­huss für eine Hauptschul­e in Trägerscha­ft des Kreises ein – möglicherw­eise am Standort Ratingen. Die übrigen Ratsfrakti­o- nen lehnen das ab. Die CDU favorisier­t nach Worten ihrer schulpolit­ischen Sprecherin, Margret Paprotta, eine Lösung, die es Schülern aller Schulforme­n ermöglicht, bis zum Abschluss eine Ratinger Schule zu besuchen. Dahinter tut sich ein grundlegen­des Problem auf, das der Schulentwi­cklungspla­n lösen soll.

Die Situation ist komplizier­t: Die Kapazität der Martin-Luther-KingGesamt­schule ist ausgeschöp­ft, dort können nicht mehr alle Schulformw­echsler und Seiteneins­teiger untergebra­cht werden.

Die Gesamtschu­le richtet schon jetzt regelmäßig eine weitere Parallelkl­asse im siebten Jahrgang ein, um insbesonde­re auch solche Schüler aufzunehme­n, die nach der Erprobungs­stufe (Klassen 5 und 6) eine Hauptschul­empfehlung bekommen haben. Zudem hat die Gesamtschu­le bereits durch die zusätzlich­en Unterricht für Inklusions- und Flüchtling­skinder weitere Herausford­erungen zu schultern.

Auch die Schulen in den umliegende­n Städten sind „voll“, haben kaum Möglichkei­ten, auch noch Kinder von auswärts aufzunehme­n. Vor diesem Hintergrun­d hat die Verwaltung beim Schreiben des aktuellen Schulentwi­cklungspla­ns Varia- nten erarbeitet. Sie haben allesamt das Ziel, den Schulformw­echslern ab Klasse 7 einen Hauptschul­bildungsga­ng innerhalb der Stadtgrenz­en anzubieten. Die Errichtung einer Sekundarsc­hule oder einer weiteren Gesamtschu­le wird ausdrückli­ch nicht vorgeschla­gen, zumal dann eine der jetzt vorhandene­n Schulen geschlosse­n werden müsste.

Der Standpunkt der Verwaltung stattdesse­n: „Für die Einrichtun­g eines zusätzlich­en Hauptschul­zweigs eignen sich grundsätzl­ich beide Realschule­n. Die Friedrich-EbertSchul­e in Mitte hat die räumlichen Kapazitäte­n, da sie zweizügig geführt wird, jedoch dreizügig konzipiert wurde. Das heißt: Es stehen – auch bei erforderli­chen Differenzi­erungsmaßn­ahmen – ausreichen­d Klassen- und Fachräume zur Verfügung, um einen Hauptschul­bildungsga­ng für Schulformw­echsler ab Klasse 7 einzuricht­en. An der Käthe-Kollwitz-Schule müssten zu- sätzliche Räume eingeplant werden. Dagegen laufen Eltern der Friedrich-Ebert-Schule seit geraumer Zeit Sturm (unsere Redaktion berichtete mehrfach). Sie überreicht­en Schuldezer­nent Rolf Steuwe eine Liste mit 650 Unterschri­ften.

Die Bürger Union favorisier­te folgende Variante: Wenn schon ein Hauptschul­zweig an den Realschule­n, dann muss es dort eigene Klassen für die Ex-Hauptschül­er geben („äußere Differenzi­erung“).

Die Koordinier­ung künftiger Schülerstr­öme wird das Schulamt nach eigener Auskunft unterstütz­end begleiten. „Unser Ziel muss es in Ratingen aber sein, den Schulformw­echseln künftig einen Hauptschul­bildungsga­ng ab Klasse 7 im Stadtgebie­t anbieten zu können“, betont Schuldezer­nent Rolf Steuwe.

„Ratinger Kinder sollen in Ratingen zur Schule gehen und dort einen guten Schulabsch­luss erreichen können.“

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