Besser einen Schritt voraus
Es ist ein andauerndes Wettrüsten zwischen Kriminellen und allen, die sich schützen wollen. Einbrecher seien oft einen Schritt voraus, heißt es. Es sei denn, Wohnungsbesitzer halten sich ebenfalls auf dem aktuellen Stand der Dinge.
Die Kriminalstatistik weist für 2017 einen Rückgang der Wohnungseinbrüche aus – eigentlich eine gute Nachricht. Die Polizeibehörden erfassten für das vergangene Jahr insgesamt rund 117.000 Einbrüche – sowohl versuchte wie auch vollendete. Das sind 23 Prozent weniger als 2016. Die Aufklärungsquote erhöhte sich leicht auf 17,8 Prozent. Im Jahr 2016 hatte sie noch bei 16,9 Prozent gelegen.
Klingt gut. Auf der anderen Seite heißt das aber: „Immer noch werden mehr als 80 Prozent der Wohnungseinbrüche nicht aufgeklärt“, sagt Ulrich Weynell, Vorstandsvorsitzender des Sicherheitsunternehmens ISN Technologies, der die Statistik damit für irreführend hält. Zudem sind die Wohnungsbesitzer selbst aktiver als früher, schützen sich mehr und tragen so dazu bei, dass Einbrüche erfolglos bleiben. „Viele Täter ziehen weiter, wenn sie für einen Einbruch zu lange brauchen“, erklärt Weynell.
Es bleibt – und wird zunehmend – Aufgabe der Bürger, für Sicherheit zu sorgen. „Wir müssen uns selbst schützen“, mahnt Weynell, „vieles kann der Staat nicht mehr leisten“. Der Sicherheitsexperte rät aber auch zu einer gewissen Gelassenheit: „Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Wir müssen mit Restrisiken leben.“Die können Wohnungsbesitzer aber minimieren, wie Weynell und Mitarbeiter von ISN eindrücklich beim RP-Si- cherheitsforum „Sicherheit in Deutschland“veranschaulichen.
Sicherungsmaßnahmen müssen keine optische Festung aus einem Haus machen. „Man ist heute in der Lage, Gebäude sicherheitstechnisch so auszustatten, dass sie ohne Beeinträchtigung der Optik, des Designs oder der Handhabung gesichert sind“, betont Weynell und erläutert, worauf es ankommt: „Ein Gebäude hat bei den Fenstern drei Schwachstellen: Glas, Beschlag und Rahmen.“
Und für alle drei Bereiche gibt es Lösungen. Beispiel Scheibe: Selbst standardmäßiges, vier Millimeter dickes Glas lässt sich heute durch Spezialfolie so sichern, dass Einbrecher selbst mit Hammerschlägen die Scheibe nicht so zertrümmern können, dass sie durchs Fenster einsteigen könnten. Die Scheibe zersplittert zwar, aber das Glas wird durch die Folie zusammengehalten.
Den Beschlag öffnen Einbrecher gerne, indem sie ins Getriebe bohren. Dagegen kann man sich mit Schlössern schützen. Nun haben sich die Täter etwas Neues überlegt: Sie brechen das Fenster neben dem Öffnungshebel auf und legen den Griff von innen so um, dass sie das Fenster öffnen können. Doch auch hierfür können Weynell und seine Mitarbeiter Gegenmittel präsentieren: eine Pilzkopfzapfenverriegelung. Sie erschwert es den Missetätern, das Fenster aufzuhebeln.
„80 Prozent der Täter brechen durch Fenster und Rahmen ein“, weiß Weynell, „und sie brauchen im Schnitt zehn Sekunden dafür.“Umso wich- tiger sei ein effizienter Schutz. Zumal sich eine neue Tätergruppe ausbreitet: Organisierte Profis, die sich auch durch eine gute mechanische Sicherung nicht abschrecken lassen. Sie ziehen nicht weiter, wenn es länger dauert. „Wir erzielen hier Top-Resultate, indem wir die mechanische Sicherung mit der elektronischen kombinieren“, sagt Weynell. Die Spezialisten installieren eine funkbasierte Alarmtechnik, also ohne Kabel verlegen zu müssen. Die Anlage sendet bei Einbruchsversuchen sofort eine Meldung an die Alarmzentrale.
Das System zeichne sich gleich durch mehrere Vorteile aus, erläutert der Experte. Zum einen: „Die Zeit läuft gegen die Täter.“Wegen der aufgerüsteten mechanischen Sicherung brauchen die Einbrecher länger. Die Alarmzentrale wiederum empfängt in Echtzeit Bilder vom Tatort, die Wachleute können sie sofort an die Polizei leiten, die ebenso schnell reagieren kann. „Wichtig ist, dass es hier keine Fehlalarme gibt“, fügt Weynell hinzu. Denn sonst verliere die Polizei das Vertrauen in den Sicherheitsdienst. Daher nutzt ISN VdS-zertifizierte Anlagen, zudem ist die Sicherheitsleitzentrale nach DIN EN 50518 zertifiziert und entspricht damit der höchsten europäischen Norm. Ein solches System genießt in der Branche und bei der Polizei hohe Reputation.
Was gar nicht geht: Fenster offenzulassen. „Auch ein gekipptes Fenster wird von der Versicherung wie ein offenes Fenster gewertet“, gibt Weynell zu bedenken. Es gebe heute aber auch eine Lösung dafür, Fenster im gekippten Zustand zu sichern. „Wenn die Lösung zertifiziert ist, akzeptiert die Versicherung das.“Und selbst wenn die Täter dann KO-Gas ins Haus leiten, gibt es ein Gegenmittel: KO-Gas-Melder.
Die Entwicklung wird allerdings weitergehen, weiß der Experte auch: „Die Kriminellen informieren sich auf Sicherheitsmessen über die neuesten Maßnahmen.“Also müssen sich auch Wohnungsbesitzer auf dem Laufenden halten. Der Kampf zwischen Gut und Böse geht weiter, aber die gute Seite hat immer bessere Argumente.