Rheinische Post Ratingen

Zeit für eine echte Pflege-Reform

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Die Menschen in Deutschlan­d werden immer älter. Damit steigt auch die Zahl der Pflegebedü­rftigen, inzwischen sind es schon mehr als drei Millionen. Wer das Glück hat, eine intakte Familie zu haben, kann auf gute seelische Betreuung und ein gutes Pflegeheim hoffen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Personalma­ngel, überlastet­e Mitarbeite­r, schlecht geführte Heime und steigende Kosten kennzeichn­en den Alltag. Das ist individuel­l und gesamtwirt­schaftlich ein Problem.

Immer mehr Menschen können sich die Pflege nicht mehr leisten und sind daher auf die Fürsorgele­istung „Hilfe zur Pflege“angewiesen. Die Situation in den Ländern ist dabei sehr unterschie­dlich: In Hamburg sind 24 Prozent der Pflegebedü­rftigen auf staatliche Hilfe angewiesen, in Thüringen sind es nur sieben Prozent. NRW liegt mit 13 Prozent

Die Zahl der Pflegebedü­rftigen und die Kosten steigen. Die Heime müssen höhere Löhne zahlen, wenn sie Mitarbeite­r gewinnen und halten wollen.

im Mittelfeld, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt hat. Auf dem Land werde mehr in der Familie gepflegt, in teuren Metropolen und Regionen mit Überalteru­ng könnten die Heime wegen der hohen Nachfrage oft auch höhere Preise durchsetze­n, vermuten die Forscher. NRW gibt laut IW 8388 Euro im Jahr pro Pfle- gebedürfti­gem mit Hilfsanspr­uch aus. In Thüringen sind es nur 5355 Euro.

Die Kosten werden nicht sinken. Denn klar ist: Wenn Pflegeheim­e Mitarbeite­r nicht besser bezahlen, werden sie in Zeiten des Fachkräfte­mangels immer weniger Personal für die harte Arbeit finden. Es ist auch nicht einzusehen, wieso Altenpfleg­er weniger verdienen als ihre Kollegen in der Krankenpfl­ege. Hier wird der Wettbewerb wirken.Zugleich tut mehr Leistungs-Wettbewerb zwischen den Heimen Not. Wir brauchen einen Pflege-TÜV, der den Namen auch verdient und echte Orientieru­ng über die Qualität des Heims gibt. Mit 13.000 zusätzlich­en Pflegekräf­ten, die die Bundesregi­erung plant, fängt die eigentlich­e Arbeit erst an.

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