Wasser sparen: Zu viel des Guten?
Das Gegenteil von gut ist gut gemeint: Wer zu viel Wasser im Haushalt spart, tut nicht unbedingt viel für die Umwelt. Die Wasserwirtschaft muss schlecht durchflutete Rohre spülen, damit sie nicht verstopfen.
KATJA FISCHER Im Sommer kommt das Thema schnell wieder auf: Wasser sparen. Das geht nicht nur beim Gießen im Garten, sondern auch im Haushalt. Der Umwelt zuliebe sollte man es nicht verschwenden, gilt der übliche Rat. Allerdings gibt es eine Kehrseite des übermäßigen Sparens. Die Wasserwirtschaft muss schon extra Wasser in die Kanäle pumpen, um diese zu schützen. Was ist die Lösung?
Wasser zu sparen, dient derUmwelt. Daher bejaht Laura von Vittorelli die Frage, ob Verbraucher weiterhin sparsame Duschköpfe einbauen, EcoProgramme in Wasch- und Spülmaschine verwenden und beim Zähneputzen zwischendurch den Wasserhahn zudrehen sollten. Sie ist Gewässerexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Es sollte eine Grundhaltung bleiben, sparsam mit dem Wasser umzugehen.“Dazu kommt, dass sich das auszahlt: Wer weniger Wasser verbraucht, spart.
Ähnlich sieht das Dietmar Sperfeld, Fachreferent der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung. „Ja, Sparen macht Sinn, wenn es um teures, mit hohem Energieeinsatz aufbereitetes Trinkwasser geht. Der Wasserhunger in Städten und Ballungsräumen nimmt stetig zu mit katastrophalen Folgen für das Umland, dem das Wasser entzogen wird.“In Deutschland gebe es regional starke Schwankungen des Wasserangebots, bedingt durch den Klimawandel seien zusätzlich neue Herausforderungen zu erwarten.
Die zunehmende Trockenheit und vor allem Starkregen bringen das konventionelle System schnell an seine Grenzen. Oberflächlich abfließendes Regenwasser sorgt nicht dafür, dass die bereits abgesunkenen Grundwasserleiter aufgefüllt werden.
In Deutschland wird immer weniger Wasser verbraucht. Waren es 1990 im Bundesdurchschnitt noch 147 Liter pro Einwohner und Tag, sind es nun nur noch 123 Liter. „In den neuen Bundesländern liegt der Verbrauch sogar unter 80 Liter pro Einwohner und Tag“, sagt Martin Weyand vom Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft.
Das ist inzwischen so wenig, dass durchaus schon mal zu wenig Abwasser in die Kanäle gelangt. „Irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, dass das Wasser zu langsam fließt oder sogar zum Stillstand kommt“, erklärt Weyand. „Das kann zu Verkeimungen und sogar zu Kanalfraß führen, wenn Säuren und Dämpfe den Beton angreifen.“Um das zu verhindern, müssen die Wasserbetriebe ihre Abwasserkanäle spülen. Und die Kosten dafür werden auf die Kunden umgelegt. „Auch aus hygienischer Sicht macht allzu ambitioniertes Wassersparen wenig Sinn“, meint Weyand. Die Industrie entwickelt immer sparsamere Hausgeräte und Armaturen. „Auch hier ist irgendwann eine Grenze erreicht“, so Weyand. „Dann reicht das wenige Wasser nicht mehr aus, um die Wäsche vollständig zu spülen. Und beim Duschen mit dem super zerstäubten sparsamen Wasserstrahl können sich Krankheitserreger ausbreiten.“
Das Fazit des Branchenvertreters: In Deutschland werden nur 2,7 Prozent der Wasserressourcen für die öffentliche Versorgung eingesetzt. „Die Gefahr, dass wir diese Quellen übernutzen, besteht nicht“, versichert Weyand. „Das Wasser, das gebraucht wird, gelangt in den Kreislauf zurück. Wir haben genügend davon, und niemand muss auf etwas verzichten.“Und BUND-Expertin Laura von Vottorelli rät: „Statt auch noch den letzten Liter einzusparen, sollten die Menschen ihren Lebensstil überdenken.“ Immobilien&Geld
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