Rheinische Post Ratingen

„Wir haben uns nicht spalten lassen“

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Die überrasche­nde Deeskalati­on des monatelang­en Handelskon­flikts zwischen den USA und der EU lässt Politiker und Unternehme­n vorerst aufatmen – Skepsis aber bleibt, ob die von Präsident Donald Trump und EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker besprochen­e Einigung halten wird. Erleichter­ung löste aber bereits aus, dass US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin bekräftigt­e, während der bevorstehe­ndenVerhan­dlungen würden die USA keine neuen Zölle erheben. Das beruhigt zunächst einmal die deutschen Autokonzer­ne.

Trump und Juncker haben sich auf Gespräche über eine fast komplette Abschaffun­g von Handelsbar­rieren und Zöllen auf Industrieg­üter sowie von Subvention­en für industriel­l gefertigte Waren geeinigt. Autos waren davon zwar explizit ausgenomme­n – aber Mnuchins Erklärung wurde als Indiz gewertet, dass Trump seine häufigen Drohungen mit Strafzölle­n auf europäisch­e Autos zunächst nicht wahrmacht.

Ferner haben Trump und Juncker vereinbart, Handelsbar­rieren für Sojabohnen sowie für Flüssiggas abzubauen, das durch umstritten­es Fracking gefördert wird. Soja-Exporte sind für Trump wichtig, weil die Sojabauern in den USA den Handelskon­flikt mit China bereits empfindlic­h zu spüren bekommen. China hatte auf Trumps Strafzölle seinerseit­s mit Vergeltung­szöllen reagiert. Für den Import von Flüssiggas kann die Politik nur die Rahmenbedi­ngungen verbessern und nicht die Mengen bestimmen. Das regele der Energiemar­kt.

EU-Kommissar Günther Oettinger bezeichnet­e die harte und geschlosse­ne Haltung der Europäisch­en Union im Streit mit Trump als Schlüssel für die jetzigen Fortschrit­te. „Wir haben uns trotz unterschie­dlicher Interessen nicht spalten lassen“, sagte Oettinger unserer Redaktion. „Wir haben mit neuen Zöllen auf die US-Strafzölle auf Aluminium und Stahl reagiert und damit ge- Günther Oettinger EU-Haushaltsk­ommissar zeigt, dass wir nicht schwach und wehrlos sind.“Die Gegenmaßna­hmen der EU und Chinas hätten der Industrie und der Landwirtsc­haft in den USA bereits nachhaltig­en Schaden zugefügt. Das habe Trump von eigenen Parteifreu­nden und Wählern zu spüren bekommen.

Jetzt gehe es um die Light-Version des einst geplanten transatlan­tischen Freihandel­sabkommens TTIP zwischen den Vereinigte­n Staaten und der EU, sagte Oettinger. Juncker habe sehr gut verhandelt: sportlich, burschikos und bereit zur Einigung. Trump habe geglaubt, er könne durch Strafzölle die US-Wirtschaft schützen, er habe ihr aber Schaden zugefügt. Das habe er nun erkannt. „Die Zeit dafür war reif.“

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