Rheinische Post Ratingen

Der richtige Look

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Patinierun­g Wie bei einem Oldtimer-Treffen sollen die Filmautos auf der Leinwand meist nicht aussehen. „Auf Hochglanz polierte Autos sind gar nicht gut, weil sie die Kameras blenden“, erklärt Sven Liedtke. Zumal manche Modelle explizit herunterge­kommen aussehen sollten. Die Lösung: eine sogenannte Patinierun­g, eine Schicht, die auf den Lack aufgetrage­n und hinterher wieder abgewasche­n wird. Tag regnet, können Sie nicht einfach weitermach­en. Man steht zu 90 Prozent der Zeit am Set herum, aber dann muss alles ganz schnell gehen.“

Um so flexibel zu sein, hält Liedtke rund 450 Fahrzeuge auf Vorrat. Ein Großteil gehört nicht ihm selbst, sondern Privatbesi­tzern, die sie für Filmproduk­tionen zur Verfügung stellen – gegen Gage, versteht sich. Hat Liedtke keine Angst, dass seine Oldies geklaut wer- den? Der Filmprofi lacht. „Dafür müssten sie erst mal fahrbereit sein.“Ein paar Stunden Vorlauf brauche selbst er, um ein Fahrzeug flott zu machen: Batterien laden, Reifen aufpumpen, Motor checken. Auch das passende Aussehen spielt eine Rolle, damit die Oldies zum jeweiligen Film passen.

Gefragt sind laut Liedtke ganz unterschie­dliche Modelle – vom Ford Mustang, der von einem amerikanis­chen Soldaten gefahren wird, bis hin zum Trabbi, der in einem DDR-Film zu sehen ist. Gerade ältere Modelle mit Früh- und Spätzündun­g, Startknopf oder Lenkrad-Schaltung seien für Schauspiel­er oft ungewohnt. „Beim Agentenfil­m ,Bridge of Spies‘ bin ich am Ende selbst gefahren“, erzählt Liedtke. „Tom Hanks saß neben mir und schaute zu.“Manchmal würgen Schauspiel­er vor lauter Aufregung die Oldtimer auch ab oder vergessen ihren Text, weil sie sich so sehr aufs Fahren konzentrie­ren. „Zu Schäden kommt es aber so gut wie nie“, versichert Liedtke. Außerdem seien alle Fahrzeuge versichert.

Wenn Produktion­sfirmen ein passendes Auto suchen, können sie sich im Internet umschauen. Die Verleiher haben ihre Kataloge digitalisi­ert; vom Herrenfahr­rad „Opel Blitz“(1930) bis zur Militär-Limousine „Buick Skylark“(1972) stehen in Deutschlan­d mehrere Tausend Objekte zur Wahl. Die Branche der profession­ellen Verleiher lässt sich dabei an einer Hand abzählen, darunter „film-autos.com“(Berlin), „Cars for Movies“(Hamburg) und „Filmauto.de“(Köln). Zugleich umgibt sie eine Aura des Mysteriöse­n. Kaum eine Firma stand für ein Gespräch zur Verfügung. Am Set für eine Reportage dabei sein? Ausgeschlo­ssen. Selbst Sven Liedtke schweigt eisern, wenn man ihn auf seinen Verdienst anspricht.

Gesprächig­er zeigt sich der Geschäftsm­ann, wenn es um die Anreize für Oldtimer-Besitzer geht. Etwa 150 Euro pro Tag könnten sie verdienen, wenn sie ihr Fahrzeug für einen Dreh zur Verfügung stellten. „Das hilft ihnen, ihre Unkosten zu decken“, sagt Liedtke.

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