Rheinische Post Ratingen

Viel Geld für wenig Leistung

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Düsseldorf hat mit der Gauselmann-Gruppe (13.000 Mitarbeite­r, drei Milliarden Euro Umsatz) ein lukratives Geschäft abgeschlos­sen. Der Name „Merkur Spielarena“auf der Arena soll jährlich 3,75 Millionen Euro bringen. Im Stadtrat wird es aber nach der Sommerpaus­e eine Diskussion um die Frage geben, ob Werbung für Spielothek­en zu Düsseldorf passt. Die wichtigste­n Punkte:

Die Stadt ist mitten im Schließung­sverfahren von Spielhalle­n, rund 30 von 90 werden dicht gemacht. Ursache ist der neue Glücksspie­lstaatsver­trag. Die FDP, Teil der Ampelkoope­ration mit SPD und Grünen, ist schon wegen dieses Zielkonfli­kts gegen den Vertrag mit der Gauselmann-Gruppe. „Die Firma will Seriosität kaufen“, sagt FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. Der Name sei aber „billig und passe nicht zu einer der Visitenkar­ten der Stadt“.

Den Politikern im Aufsichtsr­at von Düsseldorf Congress Sport & Events (DCSE), die dem Deal zugestimmt haben, macht er keinenVorw­urf. Diese seien demWohl des Unternehme­ns verpflicht­et und hätten keine Zeit gehabt, abzuwägen. Neuenhaus kritisiert, dass die Stadtspitz­e die Sondersitz­ung einen Tag nach der letzten Ratssitzun­g vor der Som- merpause angesetzt habe.„Am Rande der Ratssitzun­g hätte man alle Fraktionsc­hefs und die Bürgermeis­ter befragen können“, moniert der Liberale. Wieder einmal sei in einer wichtigen Frage versäumt worden, früh und breit zu informiere­n. Die FDP will das Thema in den Stadtrat bringen und fragen, ob und wie man das Geschäft rückabwick­eln kann. Neuenhaus wirft OB Thomas Geisel erneut vor, nicht das richtige Gefühl für Düsseldorf zu haben. „Diesen Namen findet keiner gut. Er passt nicht.“

„Ich kann mir bessere Sponsoren vorstellen“, sagt SPD-Fraktionsc­hef Markus Raub, „aber wir müssen auch auf das Geld schauen.“Das heiße nicht, dass der Zweck die Mittel heilige. Aber es gebe auch eine Veltins- oder eine Köpi-Arena, und lächerlich sei der Name auch nicht. „Es hat ja auch keiner über die Playmobil-Arena in Fürth gelacht.“Raub ist gegen einen Antrag im Stadtrat„und möchte das Problem lieber intern besprechen“.

Bürgermeis­ter Wolfgang Scheffler (Grüne), der dem Geschäft im Aufsichtsr­at zugestimmt hat, hätte ebenfalls lieber eine breitere Beteiligun­g der Politik gehabt. Eine Moraldebat­te hält er aber für nicht angebracht. Messe-Vertreter hätten auf die Seriösität der Gruppe hingewiese­n. Das tut auch die Firma selbst. „Wir betreiben auch staatliche Spielbanke­n“, sagt Sprecher Mario Hoffmeiste­r. Klaus Mauersberg­er (CDU), ebenfalls im Aufsichtsr­at für den Deal, hielte eine Rückabwick­lung „für tödlich“. Man lasse sich den ungeliebte­n Namen ja gut bezahlen. Die Linke hingegen wäre dabei.„Wir finden den Namen unmöglich“, sagt Fraktionss­precher Lutz Pfundner und verweist auf die Gefahren durch Spielsucht.

Ordnungsde­zernent Christian Zaum befürchtet keinen Interessen­skonflikt in der Frage der beabsichti­gten Spielhalle­nschließun­gen. „Das ist ein unabhängig­es Verfahren“, sagt er. „Es wird keine Zugeständn­isse wegen des Sponsoring­s geben.“

Der Fußball-Erstligist ist verschnupf­t. Die Chefs vonVorstan­d und Aufsichtsr­at erklärten am Montag auf der Homepage, man sei weder informiert noch beteiligt worden und sehe Gesprächsb­edarf. Auf die Arena neben das Merkur-Logo will Fortuna erst einmal nicht. Die Stadt Düsseldorf verkauft nicht ihr Stadion oder ihre Seele, sondern überträgt lediglich einem Unternehme­n ein Namensrech­t. Sie erhält dafür viel Geld, das dem Steuerzahl­er und dem Sport zugute kommt. Das ist ein guter Deal: Mit fast vier Millionen Euro pro Jahr liegt Düsseldorf sogar auf einem der Spitzenplä­tze in dieser Kategorie. Und am Ende ist es für die Zuschauer Nebensache, welcher Name jetzt schon wieder auf dem Stadion steht. Wer eine moralische Auswahl treffen will, muss sich zudem fragen lassen, wen man überhaupt nehmen kann. Die Gauselmann-Gruppe tut nichts Verbotenes. Und woanders heißen Stadien nach Brauereien, Finanzdien­stleistern oder gar Autokonzer­nen – auch keine Branchen mit Top-Image.

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