Rheinische Post Ratingen

„Es wird mehr Alkohol getrunken, als guttut“

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(jd/may-) Die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Marlene Mortler (CSU), hat darauf hingewiese­n, dass in Deutschlan­d etwa zehn Millionen Menschen einen Angehörige­n mit einer Suchterkra­nkung hätten. Drei Millionen Kinder kämen aus Familien mit mindestens einem abhängigen Elternteil. Der Hauptgrund sei Alkohol, sagte Mortler im Gespräch mit unserer Redaktion.

„In Deutschlan­d wird definitiv mehr Alkohol getrunken, als uns guttut: Fast zwei Millionen Menschen sind alkoholkra­nk, mehr als neun Millionen konsumiere­n Alkohol in einer gesundheit­lich problemati­schen Menge“, schildert die seit 2014 tätige Drogenbeau­ftragte. Sie will die Hilfen des Staates ausbauen. In den vergangene­n Jah- ren seien zahlreiche Hilfsangeb­ote entstanden, die die Kinder in den Blick nehmen, aber auch die Familien als Ganzes stärken. „Hier müssen wir weiter dranbleibe­n!“, forderte Mortler. Marlene Mortler Drogenbeau­ftragte Bundesregi­erung

Die Kooperatio­n zwischen den verschiede­nen Hilfesyste­men sei entscheide­nd für eine gelungene Unterstütz­ung der ganzen Familie. Als Beispiel nannte sie die Einrichtun­g „Kidkit“, die allen betroffene­n Jugendlich­en in Deutschlan­d erste Hilfe anbietet und sie dabei unterstütz­t, auch vor Ort Ansprechpa­rtner zu finden.

In der Debatte um eine generelle Legalisier­ung von Cannabis sieht Mortler keine Chance auf Umsetzung, trotz der Freigabe zu medizinisc­hen Zwecken. „Das sind vollkommen unterschie­dliche Paar Schuhe: Beim Medizinalc­annabis handelt es sich um ein verschreib­ungspflich­tiges Medikament“, sagte Mortler. Im anderen Fall gehe es um den Bezug von Cannabis zu Rauschzwec­ken. Das „Legalisier­ungslager“werde vor allem lauter „und zum Teil auch schriller“, stellte Mortler fest. Sie sehe die Gefahr, dass von einer Legalisier­ung für viele ein klares Unbedenkli­chkeitssig­nal ausgehen würde, das durch nichts begründet sei.„Gerade wenn Menschen schon in jungen Jahren regelmäßig kiffen, kann die Droge das Gehirn schädigen“, so die CSU-Politikeri­n.

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