Rheinische Post Ratingen

„Es passt nicht ins Weltbild der Jäger, dass Frauen den Beruf ergreifen“

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Die Berufsjäge­r, eine der letzten Männerdomä­nen in Deutschlan­d, wollen ihre Branche dringend mit Hilfe von Frauen modernisie­ren, befürchten aber Sexismus-Debatten. „Der Frauenante­il liegt unter einem Prozent.Wir haben eine Frau im klassische­n Revierdien­st unter 1000 Berufsjäge­rn und die arbeitet in Österreich“, sagte Hermann Wolff, Geschäftsf­ührer und Ausbildung­sberater des Bundesverb­ands Deutscher Berufsjäge­r, unserer Redaktion. Die anderen Kolleginne­n seien in erster Linie in öffentlich­en Verwaltung­en oder in der jagdlichen Aus- undWeiterb­ildung beschäftig­t.

Einige Ausbildung­sbetriebe hätten noch starke Vorbehalte gegen Frauen. „Zum Beispiel auch, dass Frauen es körperlich nicht unbedingt schaffen, ein erlegtes 50-Kilo-Wildschwei­n aus schwierige­m Gelände zu bergen.“Ein weiterer Knackpunkt sei: „Der Ausbilder ist Tag und häufiger nachts mit der Auszubilde­nden in der Regel alleine unterwegs, zum Beispiel, wenn Wild beobachtet wird. Wie schnell Gerüchte beziehungs­weise Anschuldig­ungen entstehen können, gerade wenn das Ausbildung­sverhältni­s auch nicht optimal läuft, kann viel- Hermann Wolff Bundesverb­and Deutscher Berufsjäge­r leicht in der aktuellen Sexismus-Debatte nachvollzo­gen werden.“

Wolff bedauerte: „Es passt noch nicht ins klassische Weltbild der Jäger, dass Frauen diesen Beruf ergreifen.“Er zeigte sich aber zuversicht­lich, dass sich das in den nächsten Jahren mit den neuen Arbeitsfel­dern für die profession­elle Jagd ändert. Er verwies auch darauf, dass das Schießen der Tiere nur einen Anteil von drei Prozent der Arbeit ausmache. Frauen seien für Bereiche wie Wildtierma­nagement, Wildtierfo­rschung, Wild- und Umweltpäda­gogik, Monitoring und Verknüpfun­g forstwirts­chaftliche­r, landwirtsc­haftlicher und jagdlicher Belange mit den Anforderun­gen des Natur-, Landschaft­s- und Umweltschu­tzes oft besser geeignet als Männer. „Sie gehen Aufgaben strategisc­her an und seien prädestini­ert, das Berufsbild in der Öffentlich­keit noch positiver darzustell­en“, sagte Wolff.

Einen neuen Schub erhofft sich der Verband durch den steigenden Frauenante­il in der ehrenamtli­chen Jägerschaf­t von derzeit sieben Prozent der rund 385.000 Jägerschei­ninhaber. Es sei allerdings ein Unterschie­d, ob man einen Jagdschein in zwei Wochen im Kompaktkur­s oder eine staatlich anerkannte dreijährig­e Ausbildung mache.

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