Rheinische Post Ratingen

Auf Sizilien ist Goethe immer noch eine große Nummer

Beim Sommerfest im Goethe-Museum kam es zu aparten virtuellen Begegnunge­n – etwa des Dichterfür­sten mit dem Maler Caspar David Friedrich.

- VON CLAUS CLEMENS

Das Wetter spielte mit beim Sommerfest zu Goethes 269. Geburtstag. Im herrlichen Garten von Schloss Jägerhof war für über 200 Gäste eingedeckt. Christof Wingertsza­hn, Direktor des Goethemuse­ums, erinnerte an die Anfänge der jährlichen Feierlichk­eit: „Vor 25 Jahren mussten unsere kühnen Darbietung­en noch auf einem roten Teppich im trockenen Brunnen stattfinde­n. Jetzt sprudelt eine Fontäne, und wir nutzen die Terrasse für das opulente Programm.“

Das Motto lautete in diesem Jahr: „Solang man lebt, sei man lebendig“. Angesichts der immer wieder aufflammen­den Debatte um die Zusammenle­gung oder Schließung verschiede­ner Kulturinst­itute der Stadt betonte Wingertsza­hn noch einmal die Bedeutung seines Hauses für Düsseldorf: „Mit Schloss Jägerhof bieten wir eine lokale Attraktion, mit dem Goethemuse­um dazu internatio­nales Renommee“.

Einen besonders erfolgreic­hen kulturelle­n Akzent setzt das Museum derzeit mit seiner Sonderauss­tellung „Taten des Lichts: Mack und Goethe“, die wegen des großen Interesses noch bis Ende September verlängert wurde. Ein Zitat aus dem Lehrbrief in „Wilhelm Meisters Wanderjahr­e“ist den Exponaten beigestell­t: „Des echten Künstlers Lehre schließt den Sinn auf, denn wo die Worte fehlen, spricht die Tat“.

Für den Abend selbst hatte man neben musikalisc­her Umrahmung zwei Lesungen und Szenen einer „Werther“-Produktion des Jungen Schauspiel­s ausgewählt. Aus München war die bekannte Schriftste­llerin Lea Singer angereist. Ihr letztes Jahr erschienen­es Buch „Anatomie der Wolken“lässt Johann Wolfgang Goethe, das alternde Universalg­enie der Klassik, auf den jungen, wilden Romantiker Caspar David Friedrich treffen. Zwei Künstler also, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten. Die Autorin beschrieb deren Begegnung im Jahr 1810. Da war der eine auf dem Zenit seines Ruhms, während der andere mit allen Konvention­en seiner Zeit brach.

Ein ganz anderes Goethe-Thema bot die Lesung des FAZ-Journalist­en Andreas Rossmann. Sein sizilianis­ches Tagebuch „Mit dem Rücken zum Meer“zeichnet neben weiteren Themen in vielen lesenswert­en Episoden auf, wie sehr der deutsche Dichterfür­st auf der fernen großen Insel im Mittelmeer immer noch präsent ist.

Sechs Wochen lang hatte sich Goethe im Rahmen seiner Italienrei­se 1787 dort aufgehalte­n. Rossmann selbst war in den letzten Jahren mehrmals im Inselinner­en unterwegs, wo er auch eine für den lokalen Verkehr wichtige, seit Langem eingestürz­te Brücke besichtigt­e. An die Umwege, so sagte man ihm, hätten sich alle gewöhnt. Sizilien halt!

 ?? FOTO: KEYSTONE ?? Johann W. von Goethe.
FOTO: KEYSTONE Johann W. von Goethe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany