Kerstin Griese hat sich auf ihrer Sommertour den Garten der Sinne angeschaut.
An der Wallstraße lädt ein Park mit Hochbeeten Blinde wie Sehende zum Tasten und Entdecken ein.
RATINGEN „Der Garten ist wunderschön“, sagt Kerstin Griese. „Aber wie soll man hier hinkommen?“Die Parlamentarische Staatssekretärin für Arbeit und Soziales (SPD) setzt sich unter anderem stark für das Thema Barrierefreiheit ein. Auf ihrer 15. Sommertour, die Anfang der Woche startete, besuchte sie am Dienstag den Garten der Sinne in Ratingen. Vor Ort macht sie sich ein Bild über die Barrierefreiheit für Blinde und Sehbehinderte.
In dem kleinen Park an der Wallstraße gibt es für die Politikerin, die sich dort mit Mitgliedern des Ratinger Blinden- und Sehbehindertenvereins trifft, einiges zu entdecken. Schnell fallen dem sehenden Besucher vier gleichgroße Beete auf, die unterschiedlich bepflanzt wurden. Sie gehören zum Vierjahreszeitenprojekt. In jedem Beet sind stellvertretend für die einzelnen Jahreszeiten thematische Pflanzen angesiedelt - wohlriechende Boten für den Frühling wie Gänsekresse und Küchenschelle, immergrüne Hölzer für den Winter wie Buchsbaum und Zypresse.
Neben den vier Beeten steht eine Säule, die erklärt, was es mit dem Garten der Sinne auf sich hat — natürlich auch in Blindenschrift. „Ich nutze den Garten zum Luftholen, bevor man sich ins Gewühl der Stadt stürzt“, sagt Marion Höltermann, Vorsitzende des Ratinger Blinden- und Sehbehindertenvereins. Höltermann war es auch, die den Garten initiiert hat. Neun Jahre ist das mittlerweile her. Im nächsten Jahr, am 2. April 2019, wird sie zehn Jahre alt.
Die Grünanlage ist ein Ort, die es Blinden und Sehbehinderten ermöglicht, Grün und Kunst zu ertasten und zu riechen. Doch nicht nur Augen, Nase und Hände sind im Garten der Sinne gefordert. Ein Summstein des Künstlers Ulf Lebahn lädt die Besucher ein, ihr Gehör und ihre Wahrnehmung zu prüfen. Das probiert auch Bundestagsabgeordnete Griese aus. „Auch hier fehlt eine Beschilderung, um was es sich hier eigentlich handelt“, sagt Griese. Ebenso bei dem benachbarten Kunstwerk, einem Stein, der auf einem Betonsockel steht. Streift die Hand über den Stein, ertastet sie ganz oben,den Umriss mehrerer Häuser.
„Das ist meine Dauerleihgabe an die Stadt“, sagt Höltermann. „Bürgerhäuser zum Anfassen, genauso wie sie auch in unserer Stadt stehen“, fügt sie erklärend hinzu. In die Liste der Mängel reihen sich fehlende Sitzgelegenheiten ein. Doch der Garten soll laut der Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenvereins erweitert werden, hoffentlich
dann auch mit Bänken zum Verweilen und mit mehr Beschilderungen.
Für den zehnten Geburtstag im nächsten Jahr ist eine Feier geplant. Höltermann hat bereits 500 Blumenzwiebeln geordert, die im Herbst gesetzt werden sollen. „Zum Jubiläum soll es einen schönen Blütenteppich geben“, sagt Höltermann. Die Vorsitzende sucht ständig Grünpaten für den Park und würde sich freuen, wenn sich Jugendliche an dem Gartenprojekt beteiligen und beispielsweise bei der Bepflanzung der Beete helfen würden. Bei der Entstehung des Gartens halfen bereits Schüler des Cüppers-Berufskollegs. „Mit dem Thema Barrierefreiheit sollten Jugendliche bereits früh vertraut werden“, sind sich Höltermann und Griese einig.