Rheinische Post Ratingen

Verfassung­sschutzche­f legt sich mit der Kanzlerin an

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BERLIN (may-/qua) Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen hat die Darstellun­g der Ereignisse in Chemnitz in Zweifel gezogen und damit den Konflikt zwischen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) verstärkt.

Er teile die Skepsis gegenüber Medienberi­chten zu rechtsextr­emistische­n Hetzjagden in Chemnitz, sagte Maaßen der „Bild“-Zeitung. Bei einem Internetvi­deo, das Ausschreit­ungen gegen Ausländer zeigt, sprächen „gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinfo­rmation handelt, um möglicherw­eise die Öffentlich­keit vom Mord in Chemnitz abzulenken“, sagte Maaßen. Er widersprac­h damit auch Merkel und ihrem Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Beide hatten nach den Vorfällen von Chemnitz von Hetzjagden gesprochen.

Während Seibert der Frage auswich, ob Maaßen noch das Vertrauen der Kanzlerin genieße, stellte sich Seehofer ausdrückli­ch hinter den Behördench­ef. Dagegen erklärte die Generalsta­atsanwalts­chaft Sachsen, es gebe bislang keine Anhaltspun­kte, dass das Video nicht authentisc­h sei. Die SPD will das für die Geheimdien­ste zuständige Parlamenta­rische Kontrollgr­emium anrufen.

Am Freitagabe­nd protestier­ten in Chemnitz erneut Befürworte­r und Gegner der Flüchtling­spolitik. Die rechtsgeri­chtete Organisati­on „Pro Chemnitz“konnte laut Schätzunge­n rund 1300 Anhänger mobilisier­en.

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