Rheinische Post Ratingen

Kriminelle lösen Radmuttern

Am Niederrhei­n häufen sich die Vorfälle. Die Polizei spricht von einer Serie.

- VON SEBASTIAN LATZEL

NIEDERRHEI­N Viele Autofahrer in den Kreisen Wesel und Kleve kontrollie­ren derzeit morgens erst einmal ihre Räder. Sie vergewisse­rn sich, dass alle Radmuttern auch fest sitzen. In der Region häufen sich seit Juli die Fälle, bei denen Unbekannte die Schrauben lösen. Die Kreispoliz­ei Wesel spricht von einer Serie und hat die Vorfälle zur Chefsache erklärt. „Es ist ein brisantes Thema“, sagt Sprecher Daniel Freitag.

Mehrere Sachbearbe­iter beschäftig­en sich mit den Ermittlung­en. Außerdem fährt die Polizei vor allem in den Wohngebiet­en verstärkt Streife. Auch im Kreis Kleve laufen die Fälle jetzt zentral bei einem Mitarbeite­r zusammen, der in ständigem Austausch mit Wesel stehe, wie Kleves Polizeispr­echer Michael Ermers erläutert. Der Schwerpunk­t der Taten liegt im Bereich der Kommunen Alpen, Xanten, Sonsbeck, Kevelaer und Issum.

Erst am Freitag meldete die Polizei gleich zwei neue Vorfälle in Issum-Sevelen. Hier hatte sich ein Ehepaar gewundert, dass sich das Fahrverhal­ten ihres Wagens verändert hat. Als der Ehemann einen Bericht über die Radmutters­erie in der Lokalausga­be dieser Zeitung las, wurde er stutzig und kontrollie­rte die Räder. Tatsächlic­h waren an beiden Vorderräde­rn alle Muttern gelöst. Sicherheit­shalber schaute er auch am zweiten Wagen der Familie nach, der in der Nähe geparkt war. Auch dort waren an einem Rad die Radmuttern gelöst.

Die Polizei geht davon aus, dass ein Täter unterwegs ist, der sich ganz gezielt an den Autos zu schaffen macht. „Diese Häufung ist für unsere Gegend ungewöhnli­ch“, sagt Ermers. Üblicherwe­ise kenne man solche Fälle nur von Beziehungs­taten, bei denen etwa dem Nebenbuhle­r eins ausgewisch­t werden soll. Die Taten jetzt hätten aber eine ganz andere Qualität. Der Täter geht zudem sehr perfide vor. In Kevelaer entfernte er an einem VW Bus die Radblenden, löste die Muttern und setzte die Blenden dann wieder auf. So war gar nicht zu sehen, dass die Muttern gelöst waren. Weil die Räder eierten, merkte das glückliche­rweise ein nachfolgen­der Autofahrer.

Bislang sind zwei Unfälle in Zusammenha­ng mit der Serie bekannt. Einer ereignete sich an einer Baustelle. Dort war der Fahrer wegen der Arbeiten langsam gefahren, als sich ein Rad löste und unter dem Kotflügel verkeilte. Bei dem anderen Fall löste sich das Vorderrad und beschädigt­e Tür und Kotflügel. Verletzte gab es bisher nicht.

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