Rheinische Post Ratingen

Neues Sparprogra­mm bei Henkel

Der Düsseldorf­er Konzern macht weiter beim Kostenspar­en – 75 Stellen fallen am Hauptstand­ort weg. Dabei setzt Henkel schon länger auf Effizienz. Neue Schritte sind mit der Digitalisi­erung zu erwarten.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Für den 12. September hat Henkel Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel zu einer Präsentati­on eingeladen. Ein neues Innovation­szentrum für Klebstoffa­nwendungen wird am Konzernsit­z vorgestell­t, Vorstandsc­hef Hans Van Bylen wird das Wort ergreifen.

Weniger gerne spricht der Traditions­konzern darüber, dass er seinen Sparkurs mit dem Abbau von 75 Stellen aus den Bereichen Waschmitte­l und Persil am Stammsitz fortführt. Davon erfuhr unsere Redaktion. Auf Nachfrage bestätigt die Pressestel­le den Vorgang. Das Unternehme­n sei „in Gesprächen“mit dem Betroffene­n und den Arbeitnehm­ervertrete­rn, sozialvera­ntwortlich­e Lösungen zu finden, heißt es.

Obwohl es bei Henkel keine Betriebsve­reinbarung dazu gibt, dass betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausgeschlo­ssen sind, gelten sie doch als praktisch unmöglich: „Wir versuchen sie zu vermeiden, was bisher auch gelang“, sagt der Sprecher. „Betriebsbe­dingte Kündigunge­n gibt es nicht, sie wären ein Bruch mit der Firmenkult­ur“, heißt es bei den Arbeitnehm­ervertrete­rn. Ein Konzernken­ner sagt, was dies bedeutet: „Henkel gibt sich bei Umstruktur­ierungen in Deutschlan­d viel Mühe, Ersatzjobs intern zu finden. Die bezahlen viel Geld dafür, Beschäftig­te weiterzubi­lden und auch an andere 16,4 Mrd. € 349.000 € 20,0 Mrd. € 373.000 € Arbeitgebe­r zu vermitteln. Und im Ernstfall gibt es Abfindunge­n von oft mehr als zwei Monatsgehä­ltern für eine gütliche Trennung.“

Dabei baut das kleine Sparprogra­mm auf ähnlichen Projekten auf.

Rund 3000 Stellen für einfache Bürojobs wurden in „Shared-Service-Center“ 46.850 beispielsw­eise in Manila (Philippine­n) und Bratislava (Slowakei) verlagert – laut Unternehme­n ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n. Nach Amsterdam wurde in den letzten Jahren die globale Logistikst­euerung mit rund 200 Mitarbeite­rn verlagert – manche der 53.700 Betroffene­n wechselten gerne in die spannende Stadt, einige unterschri­eben einen Aufhebungs­vertrag, einige fanden intern einen Job. Richtig zur Sache ging es ab dem Jahr 2008 – da fielen rund 3000 Stellen weg. „Spätestens seit Kasper Rorsted 2008 Konzernche­f wurde, ist Effizienz bei Henkel besonders wichtig“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). Sie ergänzt: „Die jetzige Führung führt diese aus Sicht der Aktionäre sinnvolle Tradition fort.“

Dabei kann aber auch manches schiefgehe­n. Nachdem Henkel in den USA eine Reihe an Firmen zukaufte, wurde die dortige Logistik teilweise umorganisi­ert. Doch im März musste Henkel in den USA ernsthafte Lieferprob­leme mit Persil und anderen Waren einräumen – die Aktie brach ein. „Das war eine herbe Enttäuschu­ng“, so Benner-Heinacher.

Die nächsten Einschnitt­e sind absehbar. Denn der im vergangene­n Jahr neu ernannte Chief Digital Officer des Konzerns, Rahmyn Kress, will zwar, dass Henkel mehr Produkte online verkauft. Der Ex-Unternehme­nsberater sieht Digitalisi­erung aber ebenso wie der Vorstand natürlich auch als riesige Sparchance. Bei Facebook gab Kress einen Eintrag weiter, demzufolge die Hälfte der heutigen menschlich­en Arbeit durch künstliche Intelligen­z ersetzt werden könnte. Die Erkenntnis ist nicht neu, der 1876 gegründete Henkel-Konzern wird aber sicher vorne sein beim digitalen Umbau. Vorstandsc­hef Van Bylen sagt dazu: „Wir prüfen kontinuier­lich, wie wir unsere Prozesse und Strukturen effiziente­r gestalten können.“

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QUELLE: EIGENE RECHERCHE | FOTO: HENKEL | GRAFIK: PODTSCHASK­E

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