Stadt muss Straßennetz sanieren
Bei einem Treffen zwischen Vertretern des Tiefbauamtes und Anwohnern der sanierungsbedürftigen Talburgstraße wurde eins deutlich: Diese für Stadt und Eigentümer teure Maßnahme ist kein Einzelfall.
HEILIGENHAUS Als Ingo Hentschel vor einem Jahr das Einfamilienhaus an der Talburgstraße übernahm, da war ihm von vornherein klar: In dieses Haus muss investiert werden. Kosten für Umbau, Sanierung, Renovierung, das alles hatte der Heiligenhäuser eingeplant, entsprechende Finanzierungen abgeschlossen. Was er aber gar nicht auf dem Schirm hatte, war der anstehende Ausbau der Straße und die damit auf ihn anfallenden Kommunalabgaben.
„Wir sind von der Verwaltung in einer Informationsveranstaltung informiert worden, wie hoch die Kosten für uns sein werden“, erzählt Ingo Hentschel, „das war vor einigen Monaten.“Dann aber flatterte ein Brief der Stadtverwaltung ins Haus, in dem sowohl er, als auch alle anderen Eigentümer davon in Kenntnis gesetzt wurden, dass sich die Kosten nun doch um 30 Prozent erhöhen würden. Für den erst im Juni gegründeten Bürgerverein „Wassermangel“ein Grund, sich dem plötzlichen Kostenanstieg anzunehmen und Tiefbauamtsleiter Michael Krahl zu einem Gesprächstermin vor Ort zu bitten. „Wir wollen auf gar keinen Fall einen Streit“, betont Bastian Böhner, Vorsitzender des Bürgervereins, „wir wollen nur verstehen, was passiert und eine gemeinsame Basis finden.“
Auch Sigrid Messing ist gekommen, die 82-Jährige lebt nach wie vor in ihrem Elternhaus. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich verstehe, dass es gemacht werden muss. Und ich wusste ja auch, dass es um mehrere tausend Euro geht und jetzt kommen nochmal 30 Prozent dazu, das kann ich nicht nachvollziehen.“Der Grund für die drastische Erhöhung sei einfach zu benennen, erklärt Michael Krahl gleich zu Beginn des Treffens, zu dem rund zehn Interessenten gekommen sind, der Grund sei die derzeitige Sommerbauhochkonjunkur. „Die Konjunktur schlägt gerade in diesem Jahr brutal zu. Und ich kann Ihnen eins garantieren: Die Kosten für Entsorgung, Rohstoffe oder Personal werden nicht sinken, sondern in absehbarer Zukunft um einiges noch ansteigen.“
Trotzdem, die Art und Weise wie man ihnen den nicht unerheblichen Kostenanstieg mitgeteilt hatte, das mokiert die Eigentümer extrem. Krahl weist die Kritik zurück. „Ich wohne in Duisburg, da gibt es überhaupt gar keine Informationen für die betroffenen Bürger, da bekommen sie plötzlich einen Kostenbescheid und das war es. Ich will damit sagen, dass alle Infos, die Sie von uns vorab erhalten haben, schon auf freiwilliger Basis geschehen sind und keine Pflicht der Behörde.“Aber der Tiefbauamtsleiter kann die Sorgen der betroffenen Anwohner durchaus nachvollziehen. „Mich würde das auch sehr schocken, das gebe ich zu, aber nicht nur Sie tragen die Mehrkosten, auch wir als Stadt.“
Für viele jahrelange Eigentümer sind die Kosten vielleicht gar kein so großes finanzielles Problem, aus gebildeten Rücklagen können sie die Abgaben begleichen. Für Neueigentümer Ingo Hentschel aber ist das nicht so ohne Weiteres möglich. „Zahlen müssen Sie erst Ende 2019, Anfang 2020“, beruhigt er Hentschel, „und wenn es auch dann nicht machbar ist, bieten wir natürlich auch eine Beitragsstundung an.“Und, so der Tiefbauamtsleiter: „Das gesamte 80 Kilometer lange Straßennetz in Heiligenhaus muss in näherer Zukunft saniert werden“, betont der Tiefbauamtsleiter, „da sind Sie bei den steigenden Preisen vermutlich sogar noch recht günstig dabei.“