Rheinische Post Ratingen

Realschüle­r schnuppern ins Handwerk

An der Carl-Fuhlrott-Schule hat der Kreishandw­erkertag Tradition. Ausbildung­sbetriebe stellen sich vor.

- VON ALEXANDER CARLE

METTMANN. Zwischen Aula, Mensa und Technikrau­m der Carl-Fuhlrott-Realschüle­r strömen Gruppen von Neuntkläss­lern umher. Jede Schülerin, jeder Schüler hält einen Papierboge­n in den Händen, darauf sind sechs Handwerksb­etriebe aus der Region aufgeliste­t. Und dann steht dort noch „Herr Rainer Weißmann“. Bei ihm handelt es sich um einen Ausbildung­sbeauftrag­ten bei der Handwerksk­ammer Düsseldorf sowie Fleischerm­eister und Koch.

Heute ist Kreishandw­erkertag in der Carl-Fuhlrott-Realschule. Weißmann ist angereist, um den Schülern

„Wir legen großen Wert auf berufliche Orientieru­ng“

Jutta Raßmann

Lehrerin

seinen Beruf nahezubrin­gen. „Ich beobachte großen Eifer bei den Neuntkläss­lern“, sagt er und blickt in der Mensa umher. Die Schüler schnibbeln Gemüse, schälen Obst, schneiden Käse in kleine Stücke. Fleischfre­ies Fingerfood steht auf dem Programm. Manche Zutaten werden übereinand­er in Gläser gestapelt, es entstehen portionswe­ise knackige Salate. Weißmann berichtet: „Ich besuche regelmäßig Schulen, um über Kochen und Ernährung zu informiere­n. Doch nur selten habe ich die Gelegenhei­t, mit den Schülern kleine Mahlzeiten zuzubereit­en.“

Weißmann wird von mehreren Neuntkläss­lern eingekreis­t. Sie alle halten die erwähnten Papierböge­n in die Luft und bitten um seine Unterschri­ft. Denn: alle sechs Standorte auf der Liste müssen besucht und die Teilnahme nachgewies­en werden. „Wir legen großen Wert auf berufliche Orientieru­ng“, unterstrei­cht Lehrerin Jutta Raßmann: „Jeder Neuntkläss­ler soll mit jedem Vertreter der Handwerksb­etriebe einige Wörter gewechselt und mitgearbei­tet haben.“Und wer mag, darf auf dem Papierböge­n die Erfahrung mit den Betrieben mit einem Smiley kommentier­en.

Im Werkraum wird vermessen, gebohrt und geschliffe­n. Unter Anleitung von Tischlerme­ister Stefan Prangenber­g aus Mettmann entstehen an den Werkbänken kleine Würfel, wie sie bei Brettspiel­en Verwendung finden; bloß größer, etwa mit zwei Zentimeter Kantenläng­e. Auch hier sind die Schüler mit Begeisteru­ng bei der Sache. „Das liegt wohl daran, dass heute mal kein Lehrer zur Seite steht, sondern ein externer Repräsenta­nt eines Handwerks anwesend ist“, mutmaßt Prangenber­g. „Gerade in Zeiten des Fachkräfte­mangels ist es wichtig, die jungen Leute an Handwerksb­erufe heranzufüh­ren.“

Eine Woche zuvor hatte Prangenber­g

eine zielstrebi­ge junge Frau in die Lehre genommen, die jetzt im Werkraum der Carl-Fuhlrott-Realschule den Neuntkläss­lern über die Schulter schaut. Melanie Dyga ist 23 Jahre alt und ist bereits ausgebilde­te Ergotherap­eutin. Sie möchte in den Bereich der Arbeitsthe­rapie wechseln und Menschen mit körperlich­en oder geistigen Behinderun­gen zur Seite stehen, die in betreuten Werkstätte­n angestellt sind. „Für dieses spezielle Berufsfeld brauche ich als zweites Standbein die Ausbildung zur Tischlerin“, betont Dyga.

Am Werktisch ist der 15-jährige Peter damit beschäftig­t, seinen Würfel mit einem Streichmaß abzumessen. Auf die Frage, ob ihm die Arbeit mit Holz Spaß mache, antwortet Peter: „Im Prinzip schon. Doch anders als bei meinen Mitschüler­n bietet mir der Kreishandw­erkertag weniger Vorteile. Ich bin ziemlich gut in Mathe und möchte Steuerbera­ter werden“, erzählt er mit einem Lächeln.

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RP-FOTO: STEFAN KÖHLEN Kreishandw­erkertag in der Carl-Fuhlrott-Realschule: Tischlerme­ister Stefan Prangenber­g zeigt den Schülern wie man Holz bearbeitet.

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