Realschüler schnuppern ins Handwerk
An der Carl-Fuhlrott-Schule hat der Kreishandwerkertag Tradition. Ausbildungsbetriebe stellen sich vor.
METTMANN. Zwischen Aula, Mensa und Technikraum der Carl-Fuhlrott-Realschüler strömen Gruppen von Neuntklässlern umher. Jede Schülerin, jeder Schüler hält einen Papierbogen in den Händen, darauf sind sechs Handwerksbetriebe aus der Region aufgelistet. Und dann steht dort noch „Herr Rainer Weißmann“. Bei ihm handelt es sich um einen Ausbildungsbeauftragten bei der Handwerkskammer Düsseldorf sowie Fleischermeister und Koch.
Heute ist Kreishandwerkertag in der Carl-Fuhlrott-Realschule. Weißmann ist angereist, um den Schülern
„Wir legen großen Wert auf berufliche Orientierung“
Jutta Raßmann
Lehrerin
seinen Beruf nahezubringen. „Ich beobachte großen Eifer bei den Neuntklässlern“, sagt er und blickt in der Mensa umher. Die Schüler schnibbeln Gemüse, schälen Obst, schneiden Käse in kleine Stücke. Fleischfreies Fingerfood steht auf dem Programm. Manche Zutaten werden übereinander in Gläser gestapelt, es entstehen portionsweise knackige Salate. Weißmann berichtet: „Ich besuche regelmäßig Schulen, um über Kochen und Ernährung zu informieren. Doch nur selten habe ich die Gelegenheit, mit den Schülern kleine Mahlzeiten zuzubereiten.“
Weißmann wird von mehreren Neuntklässlern eingekreist. Sie alle halten die erwähnten Papierbögen in die Luft und bitten um seine Unterschrift. Denn: alle sechs Standorte auf der Liste müssen besucht und die Teilnahme nachgewiesen werden. „Wir legen großen Wert auf berufliche Orientierung“, unterstreicht Lehrerin Jutta Raßmann: „Jeder Neuntklässler soll mit jedem Vertreter der Handwerksbetriebe einige Wörter gewechselt und mitgearbeitet haben.“Und wer mag, darf auf dem Papierbögen die Erfahrung mit den Betrieben mit einem Smiley kommentieren.
Im Werkraum wird vermessen, gebohrt und geschliffen. Unter Anleitung von Tischlermeister Stefan Prangenberg aus Mettmann entstehen an den Werkbänken kleine Würfel, wie sie bei Brettspielen Verwendung finden; bloß größer, etwa mit zwei Zentimeter Kantenlänge. Auch hier sind die Schüler mit Begeisterung bei der Sache. „Das liegt wohl daran, dass heute mal kein Lehrer zur Seite steht, sondern ein externer Repräsentant eines Handwerks anwesend ist“, mutmaßt Prangenberg. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, die jungen Leute an Handwerksberufe heranzuführen.“
Eine Woche zuvor hatte Prangenberg
eine zielstrebige junge Frau in die Lehre genommen, die jetzt im Werkraum der Carl-Fuhlrott-Realschule den Neuntklässlern über die Schulter schaut. Melanie Dyga ist 23 Jahre alt und ist bereits ausgebildete Ergotherapeutin. Sie möchte in den Bereich der Arbeitstherapie wechseln und Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen zur Seite stehen, die in betreuten Werkstätten angestellt sind. „Für dieses spezielle Berufsfeld brauche ich als zweites Standbein die Ausbildung zur Tischlerin“, betont Dyga.
Am Werktisch ist der 15-jährige Peter damit beschäftigt, seinen Würfel mit einem Streichmaß abzumessen. Auf die Frage, ob ihm die Arbeit mit Holz Spaß mache, antwortet Peter: „Im Prinzip schon. Doch anders als bei meinen Mitschülern bietet mir der Kreishandwerkertag weniger Vorteile. Ich bin ziemlich gut in Mathe und möchte Steuerberater werden“, erzählt er mit einem Lächeln.