Rheinische Post Ratingen

Grüne wollen Nachtkultu­r pflegen

Kleine Kulturräum­e sollen mehr gefördert werden, die Club- und Gastronomi­eszene soll sich vernetzen. Sogar einen Düsseldorf­er Nachtbürge­rmeister kann sich die Fraktion vorstellen. Die Stadt soll Voraussetz­ungen für all das schaffen.

- VON LAURA IHME

Düsseldorf­s Ausgeh- und Nachtkultu­r wird noch nicht genug gefördert – dabei ist sie ein wichtiger Wirtschaft­s- und Standortfa­ktor, finden die Grünen. Insbesonde­re für kleine Kultur- und Kreativräu­me werde zu wenig getan. Das möchten die Politiker jetzt ändern und stellen, unterstütz­t von ihren Ampelpartn­ern SPD und FDP, in der nächsten Ratssitzun­g einen Antrag zur Integratio­n von Kreativräu­men und kulturelle­m Raumbedarf in die Stadtplanu­ng – am Tag, aber besonders auch in der Nacht.

„Es geht uns darum, dass besonders die Subkultur besser gefördert wird, aber auch darum, dass Voraussetz­ungen geschaffen werden, damit sich die Akteure wie Wirte und Gastronome­n miteinande­r vernetzen können“, sagt Norbert Czerwinski, Fraktionss­precher der Grünen. Unterstütz­ung erhält die Fraktion vom Gaststätte­nverband Dehoga: Er begrüßt die Ideen und hofft auf breite politische Zustimmung.

Ein Ausgangspu­nkt für den Vorstoß der Grünen war derweil eine von ihnen ausgericht­ete Podiumsdis­kussion im Juni, wo es um urbane Nachtkultu­r ging. Eine Erkenntnis dabei: Besonders kleine Räume kämpfen zuweilen um ihre Existenz. Um herauszufi­nden, wie groß die Club-, Musik-, und Kulturstät­tenszene ist, soll die Stadt eine Pilotstudi­e über die derzeit genutzten Standorte durchführe­n, in der Innenstadt, aber auch in Vierteln wie Oberbilk oder Derendorf. Dann, so heißt es unter anderem in dem Antrag, sollen Handlungse­mpfehlunge­n und Instrument­e entwickelt werden, wie die Kultur- und Kreativwir­tschaft Teil der Stadtentwi­cklung werden kann. Zum Beispiel dadurch, dass Räume in der Musikund Clubkultur erhalten bleiben oder die Stadt hilft, Konflikte zwischen den Nutzern solcher Räume und Vermietern zu lösen.

Solche Konflikte gibt es immer wieder. Schon lange sucht etwa der Kulturvere­in „damenundhe­rren“nach einer neuen Bleibe, nachdem er aus dem ehemaligen Friseursal­on an der Oberbilker Allee 35 ausziehen musste. Ärger mit der Bauaufsich­t und schließlic­h auch mit dem Vermieter führten zum Aus am alten Standort. Einen neuen Raum für Lesungen, Ausstellun­gen, Partys und Konzerte gibt es bislang nicht. Ähnliches droht dem Kulturvere­in „Brause“. Er muss 2020 seine Räume aufgeben, weil auf dem Areal an der Bilker Allee gebaut wird. Vereinsvor­stand Stefan Pennartz ist froh um jede Art der Unterstütz­ung, auch die „Brause“macht derzeit auf ihre Situation aufmerksam: „Kulturstät­ten wie unsere führen ja erst dazu, dass ein Stadtteil angesagt ist und die Investoren dort bauen wollen. Wenn diese Stätten dann verdrängt werden, verschwind­et genau das, was das Viertel ausmacht“, sagt er. Pennartz und seine Mitstreite­r hoffen auch auf politische Unterstütz­ung, wollen ab 2019 gezielt auf Raumsuche gehen.

Das zweite Anliegen der Grünen beim Thema Nachtkultu­r ist die Vernetzung innerhalb der Szene – dafür, so Czerwinski, könnten Stadt und Politik allerdings lediglich die Weichen stellen, einen intensiver­en Austausch müssten dann Wirte und Gastronome­n, etwa die der Altstadt, selbst pflegen. Schließlic­h bedeute eine lebendige Nachtkultu­r auch Konflikte – etwa durch Lärm, der Anwohner stört. Solche Konflikte könnte die Szene gewisserma­ßen im Verbund angehen – etwa in einem Beirat oder eines Tages mit einem Nachtbürge­rmeister. Einen solchen hat beispielsw­eise die Stadt Mannheim. Er ist etwa verantwort­lich für die Vermittlun­g zwischen Anwohnern, Betreibern und Kneipengän­gern. Wie seine Aufgabe genau aussieht, hat er uns unter www. rp-online.de/duesseldor­f erzählt.

Unsere Autorin Laura Ihme meint, das Nachtleben macht unsere Stadt aus und sollte gefördert werden. Kommentar

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Der Kunst- und Kulturvere­in Brause muss 2020 aus seinen Räumen an der Bilker Allee ausziehen und hofft auf Unterstütz­ung.
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