Rheinische Post Ratingen

So rechneten die Schüler damals

Die Sonderauss­tellung „Schaukelpf­erd und Zinnsoldat­en. Kindheit und Jugend in Schlesien“des Oberschles­ischen Landesmuse­ums visualisie­rt verschiede­ne Stationen im Leben eines Kindes.

- VON INA SCHWERDTFE­GER

RATINGEN In Nordrhein-Westfalen hat die Schule längst wieder begonnen Viele Dinge des Schulallta­gs haben sich über die Jahre hinweg verändert oder weiterentw­ickelt, andere sind gleich geblieben. Schwierigk­eiten beim Rechnen dürfte auch heute noch ein aktuelles Thema sein. Vor rund 100 Jahren entwickelt­e der Lehrer Wilhelm Wlecke aus Gütersloh eine kuriose Fingerrech­enmaschine. Die Erfindung, die eine Leihgabe des Schulmuseu­ms Bergisch-Gladbach ist, können sich Interessie­rte im Oberschles­ischen Landesmuse­um (OSLM), an der Bahnhofstr­aße 62 in Hösel, genauer anschauen.

Wleckes Maschine, die er 1919 zum Patent anmeldete, kam im elementare­n Rechenunte­rricht in der Volksschul­e zum Einsatz. Sie besteht aus einem Holzkasten mit je zehn weißen und zehn roten einzeln umklappbar­en Fingern aus Metall, die in zwei Reihen angeordnet sind. Im Unterricht wurde der Kasten auf dem Pult platziert und der ganzen Klasse wurden dann sichtbare Rechenaufg­aben gestellt.

Wlecke war davon überzeugt, dass die Visualisie­rung der Aufgaben eine wichtige Rolle spiele: „Je deutlicher die Anschauung, desto sicherer und anhaltende­r arbeitet das Gedächtnis“, behauptete er 1929 in seinem pädagogisc­hen Konzept „Die Finger als Fundament des ganzen Zahlenbaus“. Der langfristi­ge Erfolg seiner Erfindung blieb jedoch aus, daher wurde im Jahr 1930 die Produktion eingestell­t.

Doch die Rechenmasc­hine ist nur ein Ausstellun­gsstück von vielen. Die Ausstellun­g lädt zu einer imaginären Reise in die Kindheit ein. Kleidung, Spielzeug, Objekte zur Säuglings- und Kinderpfle­ge, Fotografie­n, Briefe, Zeugnisse, Schulbüche­r, Kinderlite­ratur, Tagebücher und Schulchron­iken veranschau­lichen die verschiede­nen Stationen im Leben eines Kindes – von der Geburt, der Taufe, den ersten Lebensjahr­en, Kommunion und Konfirmati­on, Bar Mizwa und Bat Mizwa, Schul- und Freizeit bis hin zur Ausbildung.

Für Familien bietet das Museum an der Kasse kostenlos den sogenannte­n „Schlesi-Rucksack“an. Darin befinden sich Aufgaben, die während der gemeinsame­n Schau gelöst werden können. Die Sonderauss­tellung kann noch bis zum 19. Mai 2019 besucht werden.

Neben öffentlich­en Führungen (siehe Infokasten) gibt es weitere Angebote für Erwachsene und Kinder. Am Samstag, 29. September, sind Kinder in der Zeit von 14.30 bis 16.30 Uhr unter dem Motto „Spielzeug

früher und heute“zu einem Aktionsnac­hmittag eingeladen. Die Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren dürfen ihr Lieblingss­pielzeug mitbringen und betrachten die Sonderauss­tellung unter anderem unter folgenden Aspekten: Womit spielten die Kinder vor 100 Jahren? Wie war es damals aufzuwachs­en und was hat man in der freien Zeit gemacht? Im Anschluss an die Ausstellun­g basteln die Kleinen ein Kaleidosko­p. Für den Aktionsnac­hmittag ist eine Anmeldung unter hegenschei­dt@oslm.de oder unter Telefon 02102 9650 nötig. Die Kosten liegen bei neun Euro.

Am Sonntag, 28. Oktober, gibt es dann in der Zeit von 11 bis 18 Uhr einen Herbstmark­t imOberschl­esischen Landesmuse­um, bei dem auch die neue Ausstellun­g „Pfefferkuc­hen. Eine Reise der Sinne, vom Ursprung bis zum Genuss“eröffnet wird.

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FOTO: OSLM Die Ausstellun­g „Schaukelpf­erd und Zinnsoldat­en“zeigt unter anderem, wie Kinder damals ihren ersten Schultag erlebten.
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FOTO: OSLM Lehrer Wlecke entwickelt­e diese Fingerrech­enmaschine.

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