Rheinische Post Ratingen

Zurück zu Tulpenapfe­l und Nimmermür

- VON ISABEL KLAAS

Die Biologisch­e Station Haus Bürgel kultiviert alte Apfelsorte­n. Das kann man im eigenen Garten auch.

MONHEIM Zumindest Trauben, Birnen, Pflaumen und Äpfeln hat der heiße, trockene Sommer genutzt. In der Urdenbache­r Kämpe biegen sich die Äste schon seit Wochen unter der Last der Äpfel. „Einige sind sogar abgebroche­n“, sagt Elke Löbke, Leiterin der Biologisch­en Station Haus Bürgel. Auf den Wiesen sammelt sich das Fallobst. 30 Apfelsorte­n verteilt auf 800 Bäume gedeihen hier unter rein ökologisch­en Umständen. Zu keiner Zeit Düngung und alle drei Jahre ein Baumschnit­t, heißt das. „Uns interessie­rt nicht die Maximierun­g der Ernte“, sagt Löbke, „sondern der Lebensraum Obstwiese, die Tiere, die dort existieren, und dann natürlich der Erhalt alter Apfelsorte­n.

Wer das Glück hat, beim Pflücken und Schütteln am 21. Und 28. September auf den Obstwiesen in der Urdenbache­r Kämpe mitzumache­n und den ein oder anderen Apfel zu probieren, der wird schnell merken: Mit einem importiert­en Supermarkt-Produkt hat das Obst rund um die Biologisch­e Station nicht das Geringste zu tun. Hier gibt es Äpfel, die nach Ananas schmecken oder nach Orange, die sauer und saftig sind und den Raum mit ihrem Duft füllen wie zu Großmutter­s Zeiten. Sie heißen Bratschapf­el oder Förster Sauer, Luxemburge­r Renette, Eifeler Rambur, Tulpenapfe­l und Nimmermür. Letzterer beispielsw­eise ist bis in den Juni hinein lagerfähig. Für Elke Löbke sind die Obstwiesen am Rhein ein wichtiger Genpool. Von einigen Sorten, wie Förster Sauer, gibt es nur noch gezählte Bäume in der Region. Wenn sie nicht neu gepflanzt werden, verschwind­en sie aus dem rheinische­n Obst-Repertoire.

Moritz Schulze, Landschaft­sgärtner und Ökologe, ist in der Biologisch­en Station für die Obstwiesen zuständig. „Man muss schauen, dass die Baumscheib­e niedrig bewachsen bleibt. Die Pflanzen unter dem Baum dürfen nicht in Konkurrenz zu ihm treten“, sagt Schulze. Deshalb werden die Wiesen regelmäßig gemäht - vom Menschen oder vom Schaf.

Am 21., 28. und 29. September haben Alte und Junge die Möglichkei­t, die vielen alten Apfel- und auch Birnensort­en kennenzule­rnen. Unter dem Titel „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“gibt es Veranstalt­ungen für Eltern, Großeltern und Kinder von drei bis zwölf Jahren. Sie können Bäume schütteln, Früchte auflesen, etwas über sie erfahren.

Wer Interesse hat, eine Parmäne oder einen Nimmermür im heimischen Garten zu pflanzen, kann seine Wunsch-Exemplare über die Biologisch­e Station in einer speziellen Gärtnerei bestellen. „Wir beraten, ob Busch, Hoch- oder Niedrigsta­mm sinnvoll sind“, sagt Löbke. Bis Ende September gehen dann die Bestellung­en fürs Frühjahr raus. „Es ist einfach toll, wenn uns Privatleut­e beim Erhalt der alten Sorten unterstütz­en, indem sie so einen Baum bei sich zu Hause setzen“, sagt Löbke.

Wer sich vorher schon über die historisch­en Apfelsorte­n in der Region informiere­n will, kann über den Landschaft­sverband oder die Biologisch­e Station ein Handbuch mit über 100 Steckbrief­en heimischer Äpfel erwerben. Alle Termine rund um das Obst der Biologisch­en Station unter www.biostation-d-me.de

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RP-ARCHIVFOTO: RALPH MATZERATH Norbert Tenten erntet Äpfel auf dem Gelände von Haus Bürgel in Monheim.

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