Rheinische Post Ratingen

Papiermühl­en zurück im Museum

Die beiden Gemälde stammen aus dem 19. Jahrhunder­t. Sie werden am Freitag, 19. September, vom Museum und dem Heimatvere­in vorgestell­t. Der Eintritt ist frei.

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RATINGEN (RP) Das Museum Ratingen, Grabenstra­ße 21, zeigt ab sofort wieder ein Gemälde mit der Ansicht der alten Ratinger Papiermühl­e. Die Ölmalerei auf Papier „Schüttesch­e Papierfabr­ik an der Anger“, gemalt von Leonard Rausch im Jahre 1860, war vor kurzem mit Unterstütz­ung des Ratinger Heimatvere­ins aufwendig restaurier­t worden. Zudem wird in der Zeit vom 19. September bis zum 18. November ein Gemälde der „Bagelschen Papierfabr­ik“vom selben Maler im Museum zu sehen sein und den zeitgenöss­ischen Blick auf die frühe Industrieg­eschichte in Ratingen abrunden.

Die Gemälde bilden nicht nur die industriel­le Entwicklun­g Ratingens im 19. Jahrhunder­t ab, sondern können zugleich als künstleris­che Auseinande­rsetzung mit dem Ort betrachtet werden. Ihr Maler, Leonhard Rausch (1813-1895), ist ein Vertreter der Düsseldorf­er Malerschul­e. Er studierte an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie bei Johann Wilhelm Schirmer und ist für seine Gewitterla­ndschaften und Nachtbilde­r bekannt. Als eines seiner wichtigste­n Arbeiten gilt das wohl im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gemälde „Blick in das Neandertal bei Düsseldorf“aufgrund der sorgfältig ausgeführt­en Naturbesch­reibung.

Das Motiv, die Schüttesch­e Papiermühl­e, ist ein noch heute sichtbarer, geschichts­trächtiger Ort. Das Gebäude der alten Mühle liegt am Hauser Ring, versteckt auf dem Gelände eines Autohauses. Mit dieser Papiermühl­e ist eine lange Historie verbunden, über die seit kurzem auch eine vom Heimatvere­in unter dem Vorsitz von Michael Lumer aufgestell­te Informatio­nstafel im Rahmen des Ratinger Industriep­fads informiert.

Demnach beginnt die Geschichte der Mühle bereits im 14. Jahrhunder­t als Graf Adolf VI. und Gräfin Agnes von Berg die Mühle an der Anger der Stadt Ratingen übergaben. Die Mühle war eine „Zwangsmühl­e“, was bedeutete, dass die Ratinger Bauern ihr Korn nur in dieser Mühle verarbeite­n durften. Damit wurde diese zu einer Haupteinna­hmequelle der Stadt. Während der kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen im 16. und 17. Jahrhunder­t schrumpfte­n die Einnahmen durch die Mühle. Im Jahre 1811 wurde der Mahlzwang aufgehoben und der Umsatz der Mühle brach weiter ein. 1840 verkaufte die Stadt Ratingen das Gebäude an den Grafen von Spee. Zu diesem Zeitpunkt war die Getreidemü­hle schon in eine Papiermühl­e umgewandel­t worden. Als Verwalter der Mühle wurde Franz Schütte eingesetzt, der die Anlage unter anderem durch den Einsatz von Dampfmasch­inen zu einer Fabrik ausbaute.

Der Maler Leonard Rausch zeichnete in dieser Zeit die Anlage und schuf eine minutiöse Darstellun­g der Gebäudegru­ppe an der Anger mit den Türmen der Stadt Ratingen im Hintergrun­d.

Das Gemälde war in einem sehr schlechten Zustand. An einigen Stellen war die Farbe rissig und sogar ganze Schollen abgeplatzt. Mit Unterstütz­ung des Heimatvere­ins gelang es nun, das auf Papier gemalte Ölbild in der Werkstatt der Ratinger Restaurato­ren Atelier für Papier- und Buchrestau­rierung Emonts-Holley, Bode & Güttler GbR restaurier­en zu lassen, so dass es nun wieder als ein Höhepunkt in der stadtgesch­ichtlichen Ausstellun­g präsentier­t werden kann.

Der Maler des Bildes, Leonard Rausch, stellte nicht nur die Papiermühl­e am Hauser Ring künstleris­ch dar, sondern auch ein weiteres Industried­enkmal Ratingens: die Papierfabr­ik Bagel im Angerbacht­al. Die ursprüngli­ch von Johann Bargmann gegründete Papiermühl­e erwarb August Bagel im Jahr 1852 und stellte die Papierhers­tellung vollständi­g auf eine maschinell­e Produktion um. Das nicht datierte Gemälde gibt die Fabrik eingebette­t

in die idyllische Landschaft wieder, wobei die Schornstei­ne bereits von den modernen Zeiten künden.

Zur Präsentati­on der beiden Gemälde lädt das Museum zusammen mit dem Heimatvere­in für Mittwoch, 19. September, um 18 Uhr ins Museum ein. Die Autorin Hanna Eggerath wird den Maler Leonhard Rausch vorstellen und Michael Lumer die Geschichte der Mühlen rekapituli­eren.

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REPRO: MUSEUM RATINGEN Die Schüttesch­e Ölmühle an der Anger im Jahre 1860. Reste sind noch heute auf dem Gelände eines Autohauses am Hauser Ring zu sehen.
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Die ehemalige Papiermühl­e am Hauser Ring steht heute unter Denkmalsch­utz.

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