Rheinische Post Ratingen

Meisterlic­h sollte jeder sein

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Soeben ist er 80 geworden: Otto Rehhagel, Meister-Trainer und Fußball-Philosoph. Bewundert wegen seiner Erfolge, geschätzt für seine Art der Menschenfü­hrung und seinen mitunter ironischen Umgang mit Niederlage­n: „Mal verliert man und mal gewinnen die Anderen.“

Die große Wertschätz­ung, die er bis heute unter Spielern und Fans genießt, beruht auf seinem respektvol­len Umgang mit Menschen: „Ich kritisiere Sie als Spieler. Als Mensch sind Sie mir heilig.“

Mit solchen Sätzen bringt er zum Ausdruck, dass bei aller berechtigt­en Kritik an Versäumnis­sen und Leistungsd­efiziten die Würde des Menschen unantastba­r ist.

Rehhagel macht so auch deutlich,

„Eine menschenfr­eundliche Haltung tut bis heute jedem Gemeinwese­n (also auch jeder Kirchengem­einde) immer wieder gut“

dass für den Erfolg einer Mannschaft die Leistungsb­ereitschaf­t jedes Einzelnen unabdingba­r ist, aber nicht die alleinige Grundlage sein kann für ein gelingende­s Leben in Gemeinscha­ft.

Auf die Frage eines Journalist­en nach den Ursachen einer heftigen Niederlage konnte er deshalb antworten: „Weil meine Spieler Menschen sind.“Damit macht er deutlich, dass bei aller berechtigt­en Kritik bestimmte Formen der Auseinande­rsetzung zwischen Menschen sich verbieten.

Das gilt sicherlich auch im gesellscha­ftlichen Diskurs. Eine solch’ menschenfr­eundliche Haltung tut bis heute jedem Gemeinwese­n (also auch jeder Kirchengem­einde) immer wieder gut.

Diese Haltung ist sogar notwendige­r denn je wenn wir erleben, wie Menschen einander öffentlich mit Missachtun­g, sogar Hass begegnen.

Rehhagels Denkweise kann freilich nicht nur eine Denkweise von Meistertra­inern sein. Hier ist jeder und jede von uns gefordert.

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