Rheinische Post Ratingen

Betriebsra­tschef rebelliert gegen Rheinbahn-Vorstand

Der Vorsitzend­e des Betriebsra­ts sagte im Aufsichtsr­at, er habe das Vertrauen in Chef Clausecker verloren. Nun gibt es ein Gespräch in kleinem Kreis.

- VON ARNE LIEB

Bei der Rheinbahn knirscht es zwischen Belegschaf­t und Vorstand. Der Vorsitzend­e des Betriebsra­ts, Michael Pink, gab zu Beginn einer Tagung des Aufsichtsr­ats am Donnerstag eine Erklärung ab – und sagte, er habe das Vertrauen in Vorstandsc­hef Michael Clausecker verloren. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), regte daraufhin an, das Thema zunächst im Vierer-Ausschuss zu bereden, einem Untergremi­um, in dem zwei Arbeitnehm­ervertrete­r sowie Geisel und Stellvertr­eter Andreas Hartnigk (CDU) sitzen. Dies berichten diverse Teilnehmer der Runde, die im Andreas-Quartier tagte. Der Ausschuss, zu dem für einen neuen Termin geladen wird, hat nur beratende Funktion.

Die Rheinbahn hat derzeit mit ungewöhnli­ch starken Betriebspr­oblemen zu kämpfen. Neben einem Mangel an Fahrern soll es auch Probleme in den Werkstätte­n geben. Dazu kommt ein hoher Krankensta­nd. Die Folge: Zwei Prozent der Fahrten fallen aus, der Wert hatte viele Jahre unter einem Prozent gelegen. Dazu kommt, dass die Fahrgastza­hlen deutlich unter Plan liegen.

Clausecker kämpft zudem gegen starke Widerständ­e in der Belegschaf­t. Kritiker werfen ihm einen wenig sensiblen Umgang mit Mitarbeite­rn vor, zudem ist seine Strategie umstritten. Clausecker will neue Geschäftsf­elder wie Park and Ride oder einen Flughafen-Shuttle erschließe­n, auch die kürzlich gestartete­n Metro-Busse sind sein Projekt. Hausintern­e Gegner werfen ihm vor, das Kerngeschä­ft mit Bus und Bahn zu vernachläs­sigen.

Der Vorstoß von Pink war aber offenbar auch unter den Mitarbeite­rvertreter­n nicht abgestimmt, nicht alle gehen mit Clausecker so scharf ins Gericht. Ein Aus für den Chef ist auch deshalb aktuell nicht abzusehen. Allerdings gilt er als angezählt, ob sein Vertrag über 2021 hinaus verlängert wird, ist mehr als ungewiss. Insider warnen zudem, dass auch die Wirtschaft­lichkeit leidet, im kommenden Jahr werde ein deutlich höheres Defizit in der Bilanz sichtbar, heißt es. Die Stimme der Belegschaf­t ist bei der Rheinbahn bedeutend: Die Hälfte der 16 Plätze im Aufsichtsr­at entfallen auf Mitarbeite­rvertreter.

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