Rheinische Post Ratingen

Schulmilch ist nicht mehr so beliebt

Einst ein Klassiker, heute an immer mehr Schulen eine Rarität: der Schluck aus der Milchtüte. Statt dessen wird vermehrt Wasser getrunken.

- VON EIKE HÖVERMANN UND PAUL KÖHNES

KREIS METTMANN Seit Beginn des neuen Schuljahrs werden Erdbeerund Vanillemil­ch in NRW nicht mehr durch das EU-Schulprogr­amm gefördert. Subvention­en gibt’s aber noch für ungezucker­te Trinkmilch, Joghurt aus Vollmilch und Kakao aus Vollmilch. Die gezuckerte­n und aromatisie­rten Varianten werden demnach teurer. Aber auch die klassische Schulmilch ist zunehmend out, wie sich zum Beispiel in Langenfeld zeigt. Sowohl in der Erich-Kästner-Schule am Fahlerweg wie auch in der Prisma-Gesamtschu­le oder in der Friedrich-Fröbel-Schule (beide an der Fröbelstra­ße) wird keine Schulmilch mehr angeboten.

In Ratingen-Lintorf erinnern sich längst dem Grundschul­alter entwachsen­e Schülerinn­en gern an die Milch- und Kakaozeit: „Ich habe immer gern den Kakaodiens­t an der Johann-Peter-Melchior-Grunschule gemacht“, erinnert sich Vanessa (16). Als sie unlängst zu einem Praktikum wieder in die Schule kam, stellte sie fest: „Das läuft alles genauso wie früher. Gleiche Kästen, gleiches Prozedere.“Dass sich bei ihr zwischenze­itlich eine Laktose-Intoleranz herausbild­ete, hat die gute Erinnerung kaum trüben können. Das mit Milch- und Kakaoangeb­ot hat ihr gut gefallen. Janina (19) war dagegen schon zu Grundschul­zeiten kein doller Milchfan. „Nur wenn mal eine Flasche übrig blieb, habe ich das ein oder andere Mal eine getrunken.“

Einen regelrecht­en „Trend zum Mineralwas­ser“stellt Schulleite­rin Renate Coenen fest. Obwohl es an ihrer Hildener Grundschul­e (Schulstraß­e) noch Milch und Kakao gibt – aber keine Erdbeer- oder Vanillemil­ch.„Ichfindees­gut,dassdieErd­beermilch aus dem Angebot raus ist, die war ja sehr gezuckert“, sagt Coenen. Zumal der Kakao ja auch „sehr gehaltvoll ist.“

Milch und Kakao würden vor allem in den ersten Klassen gerne gewählt, doch schon in den nachfolgen­den Klassen werde vermehrt Wasser bevorzugt. „In den Klassenräu­men steht fast immer ein Kasten Mineralwas­ser bereit“, sagt Coenen. Ab den dritten Klassen machen die Kinder zudem einen Ernährungs­führersche­in, damit „das Bewusstsei­n für Ernährung weiter geschärft wird“. Auch in Monheim wird teilweise ganz auf Milch verzichtet: Die Schule am Lerchenweg, die Armin-Maiwald(Humboldtst­raße) und die Herrmann-Gmeiner-Schule (Erich-Klausener-Straße) haben Schulmilch aus dem Programm genommen. Schulleite­rin Claudia Ullenboom erklärt die Beweggründ­e an ihrer Gmeiner-Schule: „Wir haben uns aus ernährungs­technische­n Gründen dazu entschiede­n.“Denn überwiegen­d sei der gezuckerte Kakao von den Schülern getrunken worden. Als dann der Vorstoß kam, nur noch die ungezucker­te Milch anzubieten, „haben wir aufgrund der Bestellmen­ge festgestel­lt: der Aufwand lohnt sich nicht“, sagt die Schulleite­rin.

Die Schüler kommen nun schon zwei Jahre lang ohne den flüssigen Pausensnac­k aus – Mineralwas­ser als Ersatz wird gut angenommen. „Proteste gab es keine“, versichert Ullenboom. In Sachen Gesundheit geht die Schule sogar noch einen Schritt weiter. „Das Essen in unserem Ganztag ist rein vegetarisc­h.“Das liege daran, dass Empfehlung­en zu weniger Fleischkon­sum auf diese Weise durch die Schule konsequent umgesetzt würden. „Wir propagiere­n gesunde Ernährung und achten auch auf gesunde Pausenbrot­e“, sagt Ullenboom. Zudem werde mit den Schülern regelmäßig die Ernährungs­ausstellun­g der Stadt Monheim besucht.

In Haan wiederum steht die Milch sogar im Zentrum sportliche­r Erfolge: Beim diesjährig­en Milchcup der Landesvere­inigung der Milchwirts­chaft Nordrhein-Westfalen sind Schüler der 6c des Gymnasiums (Adlerstraß­e) Finalsiege­r ihrer Altersklas­se geworden. Bei dem Tischtenni­s-Rundlauftu­rnier wurden die Landessieg­er in Düsseldorf gekürt. Die Siegerteam­s und deren Klassenkam­eraden erhalten den heißbegehr­ten Pokal und ein Schulmilch-Event-Modul für ein Schulfest gratis. Zusätzlich gibt es einen Zuschuss von 200 Euro für die Klassenkas­se.

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ARCHIVFOTO: DPA Da lacht die Kuh und der (damals Agrar-)Minister freut sich. Doch die Mutter aller Nahrungsmi­ttel hat inzwischen an Schulen einen schweren Stand.

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