Ausfallstatistik mit Schwächen
NRW soll erfahren, wie viel Unterricht ausfällt. Das könnte daneben gehen.
Es ist ein Ärgernis für Eltern, Schüler und auch für Lehrer. An den Schulen in NRW fällt sehr viel Unterricht aus. Wie viel genau, weiß bisher jedoch keiner genau. Die frühere rot-grüne Regierung wagte sich an das Thema nicht heran und beruhigte stets, es handele sich nur um eine Größenordnung im unteren einstelligen Prozentbereich. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will es nun genau wissen. Mit Beginn des neuen Schuljahres soll an jeder Schule in NRW genau erfasst werden, wie viel Unterricht tatsächlich ausfällt. Mit Hilfe einer Software sollen die Schulen wöchentlich melden, ob Stunden ersatzlos ausgefallen sind, ob es Vertretungsunterricht gab, ob Schüler eigenverantwortlich arbeiten mussten oder ob etwa Projekttage zum Unterrichtsausfall führten. Für den Mehraufwand wurden 183 Extra-Stellen geschaffen.
Der Ansatz ist gut; schon lange ist Eltern bewusst, dass die ausgefallenen Wochenstunden vor allem in höheren Klassen auch mal zehn bis 20 Prozent erreichen können. Dennoch ist fraglich, ob Gebauer ihr Ziel erreicht. Die Ministerin verlangt nämlich von den Schulen, dass sie ihre Ausfallstatistik im Internet veröffentlichen, um Transparenz herzustellen. Aus dem Schulministerium heißt es zwar, man wolle Schulen mit hoher Ausfallquote unterstützen. Bei manch einem Schulleiter kommt das jedoch anders an. Zumal es Schulen gibt, die um Anmeldungen kämpfen müssen. Und schon werden die Kollegien kreativ. Mancherorts wird nun darüber nachgedacht, einen Lehrer in zwei Klassen gleichzeitig Vertretungsunterricht erteilen zu lassen. Nur, damit das Ergebnis in der Rubrik „ersatzlos ausgefallen“nicht allzu negativ ausfällt. Wer will es ihnen verdenken angesichts des Lehrermangels? So lange sich daran nichts ändert, ist eben die beste Statistik Makulatur.