Rheinische Post Ratingen

Fortunas Vorkämpfer

Matthias Zimmermann liefert ab – mit Worten und mit Taten. Am Freitag will er es seinem Ex-Klub zeigen.

- VON PATRICK SCHERER

Mal klare Kante zeigen, einen Spruch raushauen, sich nicht den Mund verbieten lassen. All das findet man heutzutage in der modernen Glitzerwel­t der Fußball-Bundesliga kaum noch. Umso erfrischen­der sind dann die Ausnahmen von dieser Regel. Eine dieser Ausnahmen heißt Matthias Zimmermann, 26 Jahre alt, Defensiv-Allrounder in Diensten der Fortuna. Was beim gebürtigen Pforzheime­r hinzukommt: Er lässt seinen Worten gerne Taten folgen. Der Zugang zählt nach drei Bundesliga­spielen zu den Leistungst­rägern des Aufsteiger­s. Und jetzt steht für ihn ein spezielles Spiel an: Am Freitag geht es zu seinem ExKlub VfB Stuttgart (20.30 Uhr).

Während andere Spieler diese Duelle mit der eigenen Vergangenh­eit lieber kleinreden, macht Zimmermann aus seinem Herzen keine Mördergrub­e: „Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes. Ich hatte dort drei schöne Jahre. Vor allem das Aufstiegsj­ahr war toll.“In der Saison 2016/17 korrigiert Zimmermann mit dem VfB den Abstiegsun­fall. 27 Mal läuft er mit dem roten Brustring auf. Doch dann bremst ihn eine schwere Verletzung: Vor einem Jahr reißt beim ehemaligen Gladbacher das Kreuzband im linken Knie – bei einem Testspiel gegen den FC Ingolstadt. 254 Tage dauert seine Leidenszei­t. Am letzten Spieltag der abgelaufen­en Saison darf er noch einmal zwei Minuten für den VfB gegen die Bayern ran, schließlic­h wird ihm mitgeteilt, dass seine Dienste beim VfB in Zukunft nicht mehr erwünscht sind.

Nun geht es mit dem Fortuna-Logo auf der Brust in die Arena in Bad Cannstatt.

„Ich komme mit einem zwiegespal­tenen Gefühl zurück. Ich hätte gerne die Chance bekommen, mich nochmal mehr zu zeigen. Aber

Fußball ist ein hartes

Geschäft. Sie haben sich gegen mich entschiede­n“, sagt Zimmermann, der bei der Fortuna einen Zweijahres­vertrag plus Option unterschri­eben hat.

„Es war schon ein trauriges

Auge beim Abschied dabei. Aber ich freue mich jetzt noch mehr, hier zu sein. Es läuft super für mich, das Team ist geil, ich fühle mich richtig wohl in Düsseldorf. Wenn ich in zwei Wochen dann in meiner eigenen Wohnung bin, fühle ich mich noch wohler. Ich bin hier, um mit Fortuna etwas aufzubauen. Von daher brauche ich denen beim VfB nichts beweisen.“Hannes Wolf und Jan Schindelme­iser haben auf Zimmermann gesetzt. Doch nach der Verletzung war Wolf nicht mehr Trainer – und auch der Sportvorst­and war ausgetausc­ht worden. Tayfun Korkut und Michael Reschke waren und sind die neuen handelnden Personen in Stuttgart.

Und vor allem mit Letzterem scheint dann doch noch eine kleine Rechnung offen zu sein, wenn Zimmermann wieder sein Herz auf der Zunge trägt und sagt: „Ich habe nichts gegen den Trainer, ich habe nichts gegen den Verein, ich habe nichts gegen die Fans. Ich will aber gerne Herrn Reschkes Gesicht sehen, wenn wir gewinnen.“

Nach Zimmermann­s Meinung hat der VfB in der vergangene­n Transferpe­riode möglicherw­eise den falschen Weg eingeschla­gen: „Ich habe schon vor der Saison gesagt: Der VfB hat Qualität geholt und Mentalität gehen lassen. So sehe ich das.“Vor allem sein bester Kumpel Daniel Ginczek, der zum VfL Wolfsburg gewechselt ist, und er hätten in der Kabine für gute Stimmung gesorgt – auch in sportlich schlechter­en Zeiten. Dennoch:„Der VfB hat eine überragend­e Mannschaft, die sich vielleicht noch finden muss“, sagt er. „Sie werden ihre Punkte noch holen.

Fakten Der 1. FC Nürnberg (42mal gefoult worden) und Fortuna (41) führen die Gefoulten-Tabelle vor dem VfL Wolfsburg (37) an. Erst dann kommen die Bayern, gleichauf mit RB Leipzig und dem VfB Stuttgart und nur knapp vor Hertha BSC und Borussia Mönchengla­dbach (je 35).

„Ich will Herrn Reschkes Gesicht sehen, wenn wir gewinnen“Matthias Zimmermann in Richtung VfB-Sportvorst­and Michael Reschke

Am Freitag aber nicht. Danach können sie was holen, dann freue ich mich auch darüber.“

„Zimbo“, wie ihn seine Mannschaft­skameraden nennen, hat auch schon Kontakt über das Smartphone zu seinen Ex-Kollegen aufgenomme­n. Mit Timo Baumgartl, Ron-Robert Zieler oder Christian Gentner wurde schon fleißig über das kommende Spiel geflachst. „Ich freue mich auf die Jungs. Wir hatten echt ein super Truppe – genau wie hier jetzt“, sagt er, bevor das Gespräch mit einem echten Zimmermann-Spruch endet: Hätten Sie sich ihr Tor in Leipzig nicht lieber für Freitag aufgehoben? „Nein, weil ich am Freitag noch eins machen werde.“

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FOTO: IMAGO Jubellauf in Leipzig: Matthias Zimmermann freut sich über seinen Führungstr­effer zum 1:0.

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