Rheinische Post Ratingen

Kein Grusel, sondern Langeweile

Im Tanzhaus zeigte das „MichaelDou­glas Kollektiv“sein sperriges Stück „Wir wollen verschwind­en“.

- VON CLEMENS HENLE

Dunkle, unförmige Körper bewegten sich leise trippelnd zu einem sanft fiependen Soundteppi­ch über die Bühne des kleinen Studio 6 im Tanzhaus NRW, das ganz heimlich in die neue Spielzeit ging. Das Kölner MichaelDou­glas Kollektiv – nicht nach dem Hollywoods­tar benannt, sondern nach den zwei Gründern – führte ihr neues Stück „Wir wollen verschwind­en“auf, das in Zusammenar­beit mit der Choreograp­hin Özlem Alkis und dem Hypnotiseu­r Jared Gradinger entstanden ist.

Der Anfang des Stücks gestaltete sich für die Zuschauer noch als kurzweilig­e Angelegenh­eit: Die Perfomer stopften sich Kissen unter die schwarze Kleidung bis ihre Körper komplett entstellt waren. Danach wurde die Bühne nur noch von zwei Scheinwerf­ern schwach erhellt und die Tänzer trippelten in Bewegungen über die Bühne, die am ehesten noch an Gollum aus „Herr der Ringe“erinnerten. Zum Gruseln war das alles aber nicht, sondern eher zum Langweilen.

Was im Beitext als ein „Changieren zwischen Körperlich­keit und skulptural­er Installati­on“angekündig­t wurde, stellte sich auf der Bühne als blasses, sperriges und wenig mitreißend­es Stück dar – mit einigen wenigen lichten Momenten. So hatte zum Beispiel das Schattensp­iel der unförmigen Körper am Anfang eine gewisse Neuartigke­it, die sich aber im Verlauf des Abends auch stark abnützte.

Und das Konzept des Stückes wurde im Laufe der rund 50-minütigen Aufführung an keiner Stelle wirklich klar. Wo die Hypnose durch Jared Gradinger den kreativen Schaffensp­rozess der fünf Tänzer und ihrer Choreograp­hin produktiv gemacht haben soll, wie es im Konzept des Stückes steht, blieb ein ungelöstes Rätsel.

„Wir wollen verschwind­en“zeigt daher einmal mehr, wie schwer Beliebigke­it und wohlmeinen­de konzeptuel­le Kompromiss­losigkeit auseinande­rzuhalten sind. Denn mit solch sperrigen Stücken, die sich an eine sehr kleine Zahl von in den Tanzdiskur­s eingeweiht­en Zuschauern richten, wird das Tanzhaus ein Ort, der sich von dem selbstgest­eckten Ziel, „das Theater als Ort der Exklusivit­ät“zu überwinden, immer weiter entfernen.

 ?? FOTO: ALMUT ELHARDT ?? Szene aus „Wir wollen verschwind­en“.
FOTO: ALMUT ELHARDT Szene aus „Wir wollen verschwind­en“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany