Rheinische Post Ratingen

Gärtner feiern besonderen Erntedank

Oststraße, Ecke Frommeskot­hen in Ratingen Ost – das ist eine spezielle Adresse. Hier begannen vor gut einem Jahr eine Gruppe Enthusiast­en damit, aus einem verwildert­en Grundstück einen tollen Garten zu machen.

- VON PAUL KÖHNES

RATINGEN OST Stangenboh­nen, Kürbisse, Auberginen, Süßkartoff­eln, Tomaten („viele verschiede­ne Sorten“) und Zuccini („spektakulä­r groß“) - die Liste hört sich an wie ein Einkaufsze­ttel für den Wochenmark­t. So ganz weit weg vom eigentlich­en Thema ist der Besucher damit nicht: Für Gunhild van Offern , Herbert Patzak und ihre Urban Gardening-Mitstreite­r in Ost hat im Gemeinscha­ftsgarten die erste Erntezeit begonnen.

Dass in den Hochbeeten an der Oststraße überhaupt auch nur eine einzige Tomate gediehen ist, war vor rund 15 Monaten keineswegs eine ausgemacht­e Sache. „Das Interesse war zu Beginn groß“, erinnert sich van Offern. die Stadt hatte eigens im Museum zu einem Infoabend eingeladen. Es habe in der Zeit danach nur ein Problem gegeben: „Viele kamen offenbar mit falschen Vorstellun­gen.“

Am Ende kristallis­ierte sich ein Kreis von acht Hobbygärtn­ern heraus, denen von Beginn an klar war. „Das hier ist echt harte Arbeit“, sagt Patzak. Nicht nur während der Hitzeperio­de im langen Sommer, als es galt, das Grundstück täglich zu bewässern.

Etwas humoristis­cher drückt es van Offern aus: „Gärtnern hat mit Bewegung zu tun.“Die Aufgabe zu Beginn: Was die Hobbygärtn­er vorfanden, war letztlich ein Weidengebü­sch mit Brombeeren drunter. Zur verfügung gestellt vo der Stadt. Hübsch, aber eben kein Nutz- oder Ziergarten. wenn der Besucher jetzt noch irgendwo ein Stück natürliche­r „Unordnung“sieht - zum Beispiel neben dem Bauwagen am Rad des Grundstück­s – dann handelt es sich um geplante „Unordnung“.

Die Natur braucht eine unaufgeräu­mte Ecke, finden die Gärtner. Folglich werden dort Holz, Zweige und Laub geschichte­t, als Herbstund Winterquar­tier für Kleintiere. Den Gärtnern steht inzwischen ein kleines Blockhaus zur Verfügung, natürlich selbst errichtet.

Nach wie vor suchen die Gärtner Mitstreite­r. Vorkenntni­sse brauche es dazu überhaupt nicht, versichert Patzak. er selbst sei mit Jugenderin­nerungen an Gartenarbe­it an den Start gegangen, sagt der Pensionär. Unf ein kleines Stück des Gartens ist auch für Beete von Kindergart­enkindern aus Ost reserviert.

„Wir sind zwar kein Kleingärtn­erverein, aber es gelten trotzdem regeln“, erklärt van Offern. Die gehen so: Mitmachen kann jeder, der ein Stückchen Garten bearbeiten möchte. Allerdings muss er den Nutzungsve­rtrag mit der Stadt Ratingen unterzeich­nen, die das Gelände zwischen Waldfriedh­of und dem Gelände des Bienenzuch­tvereins zur Verfügung gestellt hat. Außerdem muss sich jeder an die Gartenrege­ln halten. Dazu gehört, dass ausschließ­lich nützliche Pflanzen und Gemüse angebaut werden. So wie die kleine Wildblumen­wiese, die Nahrung für Insekten bietet und ein Streifen mit Brennnesse­ln, die für den Schmetterl­ingsbestan­d sorgen sollen.

Genau daran knüpft van Offern die Erinnerung an ein besonderes Sommererle­bnis. „Wir hatten im Sommer hier einen Schwalbens­chwanz zu Gast.“Solche Falter seien selten.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Gunhild van Offern und Herbert Patzak begutachte­n die Hochbeete im Gemeinscha­ftsgarten.

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