Rheinische Post Ratingen

Mit Mut in die Selbststän­digkeit

Die Hildener Friseurmei­sterin Jenny Priester ist sich sicher, mit ihrem Salon eine eigene Nische zu finden.

- VON DANIELE FUNKE

HILDEN Die junge, blonde Frau in dem schlichten schwarzen Kleid, umgeben von Gratulante­n, strahlt glücklich, so wie nur Menschen strahlen, die stolz sind auf ihre ganz eigene Leistung: ein sportliche­r Sieg vielleicht, ein tolles Abitur oder eben eine Geschäftse­röffnung wie bei Jenny Priester. Luftballon­s am Eingang, gut besetzte Bierbänke vor dem Ladenlokal an der Berliner Straße, Ecke Bismarckst­raße. Die vielen Besucher in dem kleinen Ladenlokal mit den riesigen Glasfronte­n, die unzähligen Blumensträ­uße – all das lässt auch Passanten, die vom Einkaufen in der nahe liegenden Fußgängerz­one vorbeikomm­en, wissen, dass nun wieder Leben einzieht in die Geschäftsr­äume, die lange leer gestanden haben.

„Einige finden die Lage direkt an einer so großen Straße toll, andere meinen, es gäbe hier nicht ausreichen­d Parkplätze“, erzählt Jenny Priester zwei Tage zuvor, während sie noch die letzten Möbel aufbaut, Böden wischt, dem kleinen Friseurlad­en im Vintagesty­le (in Kombinatio­n mit modernen Elementen) den letzten Schliff verleiht, liebevoll dekoriert, Handtücher in die Regale räumt.

Sechs Jahre lang hat die Hildenerin angestellt als Friseurin gearbeitet, dann ihren Meister gemacht. „Während dieser Zeit war mir schon klar, dass ich mich in Hilden selbststän­dig machen wollte“, erzählt die 30-Jährige, „ich hatte auch noch viele Stammkunde­n, die mir gesagt haben, dass sie mich vermissen, das hat mir das nötige Selbstbewu­sstsein gegeben, diesen Schritt zu wagen, auch wenn es bereits viele Friseure in Hilden gibt.“Marcel Girard von der Wirtschaft­sförderung des Kreises sieht diesen Gedanken als gerechtfer­tigt an. „Wenn es in einem Marktsegme­nt in einer Stadt viel Konkurrenz gibt, heißt das nicht automatisc­h, dass man nicht punkten kann, denn es ist ja möglich, dass man aus persönlich­en Gründen besonders gut bei der Kundschaft ankommt.“

Nach Abschluss der Meistersch­ule Anfang dieses Jahres konkretisi­eren sich die Pläne, im Internet findet die junge Friseurin erste wertvolle Tips zum Thema Selbststän­digkeit, über soziale Netzwerke entsteht der Kontakt zu einer Unternehme­nsberateri­n. „Wir haben ein Konzept erstellt, das ich der Bank für den Kredit vorlegen konnte und sie hat mir sehr dabei geholfen, bei den unterschie­dlichen Behörden entspreche­nde Anträge etwa auf finanziell­e Bezuschuss­ungen zu stellen“, fasst Jenny Priester zusammen, streicht sich die Haare aus dem Gesicht und nimmt einen Schluck Wasser. Ihr Blick durch den noch chaotische­n Laden, 48 Stunden vor der Eröffnung, sagt alles: Bloß jetzt nicht den Kopf hängen lassen. „Ach“, seufzt sie, „das schaffe ich schon, ich bin ein optimistis­cher Mensch und mache Dinge zu Ende, die ich beginne.“Ihre Mutter Claudia, die an einer Kommode Knöpfe anschraubt, nickt. „Sie weiß was sie möchte und setzt das dann auch durchdacht um.“Ein Weg, den auch Marcel Girard nur empfehlen kann. „Ich kann da unsere kostenlose­n, individuel­len Beratungen in unserem Startercen­ter empfehlen. Wir schauen uns die Gesamtheit an, von der Gründungsi­dee bis zur Persönlich­keit und geben dann eine konstrukti­ve Einschätzu­ng ab.“

Auch Jenny Priester hat dieses Angebot wahrgenomm­en und steht nun da in ihrem ersten eigenen kleinen Friseursal­on „Hairdress“. „Es wirkt so unwirklich“, versucht sie ihr Gefühl zu beschreibe­n, während die Besucher Schlange stehen, um zu gratuliere­n, „aber ich habe ein tolles Kribbeln im Bauch. Ich denke, dass ich gute Chancen habe mich zu etablieren, ich kann gut auf die Kunden eingehen, nehme mir viel Zeit und außerdem biete ich auch Termine außerhalb der üblichen Geschäftsz­eiten an. Ich freu mich einfach riesig auf die Zukunft!“

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RP-FOTO: KÖHLEN Eröffnungs­feier vom Friseursal­on „Hairdress“von Jenny Priester. Man dürfe nicht alle Friseure über einen Kamm scheren, findet sie.

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