Rheinische Post Ratingen

Gerhardt ist der Rückhalt bei 04/19

Eigentlich nur für die Reserve eingeplant, steht der 23-Jährige nun in der Oberliga im Tor.

- VON WERNER MÖLLER

RATINGEN Einen Fußballtor­wart wie Marius Gerhardt, den ersehnt sich jeder Fußballver­ein. Ratingen 04/19 hat ihn. Der Traditions­klub konnte ihn vor zweieinhal­b Jahren vom TuS Gerresheim loseisen, und dann schlug der jetzt 23-jährige Derendorfe­r im Sportpark ein. Er wollte zunächst aus Zeitgründe­n nur in der

„Der Sprung zu den Profis war zu groß. Da habe ich mich lieber auf das Studium konzentrie­rt“Marius Gerhardt

Reserve spielen, wollte helfen, dass der erste Aufstieg in die Bezirkslig­a gelingt und wurde dort wenig später als Nachfolger von Florian Stoll zum Spielführe­r gewählt. Im Aufstiegsj­ahr lieferte er eine überragend­e Saison und auch die ersten vier Bezirkslig­aspiele standen dem in nichts nach.

Weil in der ersten Mannschaft jedoch Dennis Raschka ausfiel und dessen Stellvertr­eter keinen sicheren Rückhalt boten, holte ihn Trainer Alfonso Del Cueto in die „Erste“. Nach einem Spiel als Bankdrücke­r setzte Del Cueto ihn in den letzten drei Oberligasp­ielen ein, und prompt wurden die ersten drei bitter benötigten Siege geholt.

Wie es nun mit Marius Gerhardt weitergeht, muss abgewartet werden. Die Reserve steht in der Spitze, das hätte dem Neuling niemand zugetraut, und nun bettelt die sportliche Führung um Trainer Deniz Aktag und Assistent Franco Martino ständig um ihn. Aber eigentlich wird er dringend in der „Ersten“benötigt. „Ich spiele dort, wo ich aufgestell­t werde“, so der junge Keeper, der einmal Lehrer werden möchte. Er studiert Theologie und Geschichte und ist zudem an der Uni fest angestellt. Zehn Jahre spielte Gerhardt in der Jugend der Fortuna. Er gibt aber ehrlich zu: „Der Sprung zu den Profis war doch weit entfernt. Dann ist es sinnvoll, sich auf das Studium zu konzentrie­ren.“Er schloss sich dem DSC 99 an, dem Verein vor seiner Haustüre, dann ging es zum TuS Gerresheim. Bei beiden Klubs fühlte er sich nicht wohl. Deshalb holte ihn sein Kumpel Kevin Schimanski, der Torjäger der RSV-Reserve, sie spielten in Gerresheim zusammen, mit Unterstütz­ung des damaligen Trainers Peter Köppen in den Sportpark. „Ich merkte gleich - dies ist der richtige Verein für mich“, so der 23-Jährige. „Alle waren unglaublic­h nett, ich hatte es nur mit Leuten zu tun, die viel Fußball-Sachversta­nd besitzen. So wurden mir Perspektiv­en aufgezeigt. Etwa, dass die Reserve unbedingt Meister in der Kreisliga A werden wollte, und dass die erste Mannschaft in der Oberliga ebenfalls oben angreift. Zudem dauert die Anfahrt über die A 52 nur wenige Minuten.“

Für einen 23-Jährigen, der noch bei seinen Eltern wohnt, ist Gerhardt ungemein weit. Auf der Linie gibt es in der Bezirkslig­a kaum einen besseren, seine genauen Abstöße und die bei Bedarf immer in der gegnerisch­en Hälfte landenden Abwürfe sind eine Augenweide. Auch im Oberliga-Team zeigte der Schlussman­n starke Leistungen: Er ist im Strafraum extrem präsent. Im letzten Oberliga-Spiel gegen den SC West (3:1) zeigte Gerhardt erste Unsicherhe­iten – machte diese aber in der zweiten Hälfte mit zwei glänzenden Reflexen wieder wett und sicherte den Ratingern so den wichtigen Sieg.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Hier flog Marius Gerhardt ausnahmswe­ise vergeblich – beim 0:1 gegen den SC West landete der Ball exakt im Winkel. Ansonsten zeigte der 23-Jährige tolle Paraden.

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