Digitalisierung ist Schwerpunkt der Rehacare
Bis Samstag zeigt die Messe alle Neuheiten in Sachen Technik, die das Leben von Behinderten erleichtern könnten.
Ab heute, 26. September, trifft sich die internationale Reha- und Pflegebranche auf dem Düsseldorfer Messegelände, um bis Samstag, 29. September, die Neuheiten vorzustellen und kennen zu lernen. Die aktuelle Rehacare startet mit einem Rekordergebnis: „Es ist die größte in der Reihe der Messen, die 1977 begann“, sagt der zuständige Direktor Horst Giesen. 967 Aussteller aus 42 Ländern haben mehr als 34.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gebucht. Diesmal sind nach Angaben der Messe nahezu alle führenden Hilfsmittelhersteller vertreten – allein rund 600 Anbieter zeigen Mobilitätslösungen wie Gehhilfen, Rollstühle und Fahrgeräte. Zum ersten Mal können die aktuellen Modelle der Automobilindustrie mit ihren Fahrhilfen ausprobiert werden – auf einem extra ausgewiesenen Bereich hinter der Messehalle 6.
Am 27. September gibt es parallel zur Messe das erste M-Enabling-Forum in Europa. Das ist eine Tagung, bei der man sich über barrierefreie Kommunikationstechnologien und digitale Hilfen für Senioren und Menschen mit Einschränkungen informieren kann. „Immer mehr ältere Menschen bleiben durch ihr Smartphone mit ihrer Umwelt in Verbindung – sie können diese Fähigkeit zunehmend für mehr Mobilität und Teilhabe nutzen“, sagt Christoph Jo Müller vom Bundesverband Elektronische Hilfsmittel.
Martin Danner, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, weist darauf hin, dass es dennoch oft zu lange dauert, bis technische Neuheiten von denjenigen genutzt werden können, für die sie gedacht sind. Danner: „Vor allem können Monate bis Jahre ins Land gehen, bis ein Hilfsmittel in das Verzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen wird und dann vom Arzt verschrieben werden kann.“Die Selbsthilfe-Vereinigung wünscht sich anlässlich der Rehacare, dass das Hilfsmittelverzeichnis fortlaufend aktualisiert und zeitnah auf Neuheiten reagiert wird.
Aktuelle technische Entwicklungen werden auf der Messe auch in Aktion zu sehen sein: Bei einem sogenannten Cybathlon treten Menschen mit körperlichen Behinderungen, unterstützt von technischen Assistenzsystemen, in Show-Kämpfen gegeneinander an. Dabei müssen Hindernis-Parcours mit Rollstühlen, robotischen Exoskeletten und in diesem Jahr erstmals mit Arm- und Beinprothesen bewältigt werden. Organisiert wird das Ganze von der Technischen Hochschule Zürich.
Parallel dazu gibt es das vierte Forum „Leben mit Pflege@home“in der Messehalle 3, bei dem Alterserkrankungen und der daraus resultierende Pflegebedarf für Angehörige und Pflegeprofis beleuchtet werden. Mehr über die Möglichkeiten, auch im Alter oder mit einem Handicap in den eigenen vier Wänden leben zu können, erfahren die Teilnehmer des Rehacare-Kongresses „Wir fürs Quartier“am 28. September.
Eines der recht neuen Themen auf der Rehacare ist Tourismus für Menschen mit Behinderung. In Kanada ist man den Deutschen weit voraus, wenn es um barrierefreie Infrastruktur geht. Nicht nur für Bürger Torontos, sondern auch für Touristen gibt es die Möglichkeit, sich nicht nur mit dem normalen öffentlichen Personennahverkehr durch die Stadt zu bewegen, sondern auch die 100 Prozent barrierefreie Variante WheelTrans zu nutzen. Egal, ob von Tür zu Tür oder nur auf einer Teilstrecke der Reise – TTC Wheel-Trans ist eine verlässliche Reiseoption für Menschen mit Behinderung in Toronto. Wenn die Behinderung Menschen daran hindert, den ÖPNV zu nutzen, dann können sie sich für den Service anmelden. Die Anspruchsberechtigung richtet sich nicht nach der Art der Behinderung, dem Einkommen oder dem Alter. Sie beruht auf dem Vorhandensein einer Behinderung, die die Reisefähigkeit im konventionellen Verkehr beeinträchtigt.