Rheinische Post Ratingen

Internatio­nales Orgelfesti­val mit Musik aus Harry Potter

- VON ARMIN KAUMANNS

Dass in der Landeshaup­tstadt mit ihren 200 Orgeln und in einem Land, dessen Orgelbautr­adition jüngst zum Weltkultur­erbe erklärt wurde, immer dieselben 50 bis 100 Leute in einem Orgelkonze­rt anzutreffe­n sind, wurmte Herbert H. Ludwig mächtig, seit er seine Liebe zur „Königin der Instrument­e“entdeckt hatte. Als der Ingenieur vor zwölf Jahren das Internatio­nale Düsseldorf­er Orgelfesti­val (Ido) erfand, das sich schnell zu einem der größten seiner Art weltweit gemausert hat, war die Skepsis der an Kirchen bestallten Organisten mit Händen zu greifen. Nicht zuletzt, weil Ludwig an das Crossover suchte, sprich: die Orgel in neue Zusammenhä­nge stellte. Die Skepsis hat sich inzwischen verflüchti­gt, und die Besucherza­hlen geben dem Intendante­n Recht. 2017 Jahr kamen mehr als 12.000 Zuhörer in den fünf Festivalwo­chen. Und diese Zahl soll nun nicht unterschri­tten werden.

Das Programm ist jedenfalls danach. So hat Ludwig, ganz nach Art eines lebenslang­en Erfinders, für dieses Jahr eine Festival-Fanfare in Auftrag gegeben – beim Pop-Beauftragt­en der Evangelisc­hen Landeskirc­he Matthias Nagel, der auch selbst als Organist im Festival auftritt. Der hat Bach geplündert und einen 70 Sekunden langen Fanfaren-Mix montiert. Der soll, so Ludwigs Wunsch, möglichst vor jedem Ido-Konzert erklingen, am liebsten live von der Orgel. Zunächst aber ist Uraufführu­ng mit größtmögli­chem Pomp, beim Eröffnungs­konzert mit 103 Blechbläse­rn aus ganz NRW in St. Franziskus-Xaverius.

Von Anfang an war das Ido privatwirt­schaftlich organisier­t. Die Stadtspark­asse ist Hauptspons­or, „die Stadt unterstütz­t uns auch, aber eher bescheiden“, sagt Ludwig. Keinere Sponsoren treten hinzu. Einen fünfstelli­gen Betrag bewegt die veranstalt­ende gGmbH psallite.cantate, die aus dem gleichnami­gen Kirchenmus­ik-Fördervere­in hervorgega­ngen ist. Rund 60 Prozent der Ausgaben müssen durch den Kartenverk­auf gedeckt werden. Das Ido-Team ist klein, mit der Pianistin und Kulturmana­gerin Frederike Möller ist aber ein neuer Kopf dabei. Sie löst als Festival-Leiterin Mirjam Schenke ab. Möller ist Förderprei­strägerin der Stadt und Mitglied im Notabu-Ensemble.

Natürlich präsentier­t das Ido die üppige Orgellands­chaft der Stadt in klassische­n Konzerten. Profil jedoch gewinnt das Festival durch die ungewöhnli­chen Kombinatio­nen. Unter der Rubrik „modern“gibt es etwa die Uraufführu­ng von Martin Wistinghau­sens „Wasser-Bilder“am Barbarossa­platz, Klang-Grooves in der Schlosskir­che oder eine „Mystische Nacht“in Mörsenbroi­ch. Unter Jazz fallen Konzerte mit Swing bis zu Jacques Loussier. In der „Cross“-Sektion spielt Dominik Gerhard in der Black Box zu einem Stummfilm, in Benrath gibt es „Star Trek“und Harry Potter in der Dankeskirc­he, esoterisch wird’s mit Clemens Bittlinger in Eller.

Und: Man kann wieder an einer Tages-Exkursion teilnehmen. Die führt am 27. Oktober nach Mönchengla­dbach und Rheydt zu einem Orgelbauer und nach Kempen, wo in der Paterskirc­he an der barocken König-Orgel noch ein Kalkant die Blasebälge antreibt. www.ido-festival.de

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