Rheinische Post Ratingen

Politik diskutiert Sexismus-Vorwürfe gegen das NRW-Forum

- VON HELENE PAWLITZKI

Die Debatte um den Umgang des NRW-Forums mit weiblichen Künstlerin­nen hat die Kommunalpo­litik erreicht. Am Donnerstag debattiert­e der Kulturauss­chuss der Stadt kurz über einen offenen Brief, den mittlerwei­le über 1000 Menschen digital unterzeich­net haben (nachzulese­n im Netz unter imzweifelz­weifeln. wordpress.com). Die Autoren werfen darin den Machern der Ausstellun­g „Im Zweifel für den Zweifel – Die große Weltversch­wörung“, namentlich dem Direktor des NRW-Forums Alain Bieber und Gastkurato­r Florian Waldvogel, vor, dass in der Ausstellun­g vor allem Werke von zwölf weißen männlichen Künstlern gezeigt werden. Ebenfalls gezeigt werden Werke zweier Künstlerin­nen (von denen eine laut Kritikern erst nach Beginn der öffentlich­en Diskussion hinzugefüg­t wurde) und dreier Künstlerko­llektive, von denen eines rein männlich besetzt sein soll.

Die Grünen im Kulturauss­chuss nahmen eine Anfrage der Linken zur Geschlecht­ergerechti­gkeit an Düsseldorf­er Bühnen zum Anlass, die Verwaltung zu fragen, wie sie mit der Problemati­k umzugehen gedenke. Es gehe ihnen nicht um den Einzelfall, sondern um die generelle Haltung der Stadt.

Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe verwies in seiner Antwort auf Ausstellun­gen des NRW-Forums, die Werken von Frauen gewidmet waren – beispielsw­eise die beiden Ausstellun­gen zur Düsseldorf Photo 2018 mit Arbeiten der Modefotogr­afin Louise Dahl-Wolfe und der Fotografin und Erzählerin Herlinde Koelbl. Auch in Gruppenaus­stellungen seien immer wieder Frauen vertreten. Und er übermittel­te eine Nachricht von Direktor Alain Bieber: Dem sei das Thema sehr bewusst, er verweise aber darauf, dass nicht nur in seinem Team überwiegen­d Frauen tätig seien, sondern in den nächsten Ausstellun­gen ebenfalls viele Werke von Künstlerin­nen gezeigt würden. Lohe schloss mit den Worten: „Ich denke mal, das ist ein Thema, das man unmittelba­r mit Herrn Bieber besprechen sollte.“

Ausschussv­orsitzende­r Friedrich Conzen (CDU) beendet die fünfminüti­ge Debatte mit dem Hinweis, in der aktuellen Design-Ausstellun­g im Museum Kunstpalas­t würden auch nur Werke von Männern gezeigt – denn die Entwerfer von Sportwagen der 1950er bis 70er Jahre seien nun mal nur Männer. Wörtlich sagte Conzen: „Ich glaube, dass unsere Museumsleu­te wissen: Wenn es gute Frauen-Ausstellun­gen gibt, dann machen sie sie auch. Ich glaube, dass die alle so modern sind, dass da keiner Scheuklapp­en hat.“Im Übrigen müsse sich der Ausschuss überlegen, ob die Debatte um Sexismus in der Künstlerau­swahl des NRW-Forums nicht doch eher etwas für den Gleichstel­lungsaussc­huss sei.

Die Grünen-Politikeri­n Claudia Gerlach kündigte an, man wolle das Thema in jedem Fall weiter beobachten.

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