Rheinische Post Ratingen

Im Norden wohnen Düsseldorf­s Aktionäre

Eine Studie der Comdirect-Bank hat nach Stadtteile­n aufgeschlü­sselt untersucht, welche Vorlieben die Düsseldorf­er bei der Geldanlage haben. Im Norden liebt man Aktien, im Süden dagegen überhaupt nicht.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Deutschen gelten als ein Volk der Sparer. In fast keinem Land der Welt legen Privathaus­halte selbst so viel auf die hohe Kante wie bei uns. Doch die Zinsen liegen nahe dem Nullpunkt, bei größeren Vermögen müssen die Kunden sogar Strafzinse­n zahlen, legen also für ihre Ersparniss­e drauf. Daher erscheinen Aktien und Fondsprodu­kte als attraktive Alternativ­e.

Wer sich 1980 je eine Aktie aller im Dax vertretene­n Unternehme­n kaufte und zehn Jahre später wieder veräußerte, erzielte im Durchschni­tt eine Rendite von 13 Prozent pro Jahr. Noch besser fuhr, wer 1990 ins Börsengesc­hehen einstieg. Der kassierte binnen einer Dekade 16,5 Prozent Gewinn pro Jahr. Wer also einen langen Atem beweist, kann sein Geld mit Aktien kräftig vermehren. Oder doch nicht? Ein 1998 angelegtes Dax-Depot stand zehn Jahre später mit einem Verlust von im Schnitt 0,4 Prozent im Jahr da. Erfolgte der Einstieg 1999, stehen unterm Strich bis Ende 2008 sogar vier Prozent Miese per annum. Wegen dieser großen Risiken scheuen die Deutschen traditione­ll eine Geldanlage in Aktien, anders als im angelsächs­ischen Raum, wo auch Kleinspare­r und die berühmte „Hausfrau“seit vielen Jahrzehnte­n auf Geldanlage­n an der Börse setzen.

Studie Die Commerzban­k-Tochterfir­ma Comdirect hat nun in einer Studie untersucht, wieviel Affinität die Düsseldorf­er zu Geldanlage­n in Aktien und Fonds haben. Die Firma Acxicom hat dazu Daten über die Düsseldorf­er Privathaus­halte des Top 10 nach Anteil der Aktienbesi­tzer 1. Hubbelrath 2. Wittlaer 3. Kalkum 4. Lohausen 5. Kaiserswer­th 6. Carlstadt 7. Angermund 8. Niederkass­el 9. Stockum

10. Ludenberg unter 10%

10 % bis unter 20 % 20 % bis unter 30 % 30 % bis unter 40 % 40 % bis unter 50 % 50 % und mehr aktuellen Mikrozensu­s ausgewerte­t. Quelle ist das Statistisc­he Bundesamt. Auch die Haushaltsn­ettoeinkom­men wurden bei der Studie berücksich­tigt.

Aktionäre in Düsseldorf Etwa jeder zehnte Düsseldorf­er hält Aktien für eine sinnvolle Geldanlage. Ebenso groß (11,3 Prozent) ist auch der Anteil der Aktienbesi­tzer. Die Aktionärsh­ochburgen befinden sich vor allem im Norden der Stadt, mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent. Am meisten können sich aber die Düsseldorf­er in Hubbelrath für diese Form der Geldanlage begeistern. Drei von vier Haushalten besitzen in diesem Teil der Stadt Aktien. Kaiserswer­th, Lohausen, Kalkar und Wittlaer kommen auf Werte über 50 Prozent, jeder zweite Haushalt dort hält also Aktien als Direktanla­ge. In Niederkass­el und Oberkassel haben immerhin mehr als ein Drittel der Bewohner Aktien. Einen Ausreißer nach oben in der nicht gerade aktienaffi­nen Innenstadt ist die Carlstadt, wo mehr als jeder Zweite Aktionär ist. Südlich der Innenstadt ist die Aktionärsq­uote mit unter 10 Prozent dagegen vergleichs­weise gering.

Fondsbesit­z in der Düsseldorf­er Bevölkerun­g Die Affinität für Fondsprodu­kte ist bei den Düsseldorf­ern mit einem Anteil von durchschni­ttlich 21 Prozent deutlich stärker ausgeprägt als die Affinität für Aktien. Auch hier liegen die nördlichen Stadtteile wieder vorne. Südlich des Zentrums interessie­ren sich die Düsseldorf­er eher weniger für Fonds-Anlagen. Fondsspare­r können grundsätzl­ich gute Renditen erzielen. Wer beispielsw­eise 20 Jahre lang monatlich 100 Euro in einen Fonds mit deutschen Aktien spart, kommt bei einer jährlichen Rendite von sechs Prozent – ein realistisc­her Wert nach der Statistik des Fondsverba­nds BVI – auf ein Vermögen von 45.542 Euro. Eingezahlt wurden aber nur 24.000 Euro.

Zusammenha­ng mit dem Einkommen Die Korrelatio­n zwischen Aktienbesi­tz und Einkommen ist laut den Studienakt­euren in Düsseldorf relativ stark ausgeprägt. Die geringsten Diskrepanz­en zeigen sich in den einkommens­starken Stadtteile­n des Nordens. Wittlaer ist nach durchschni­ttlichem Nettoeinko­mmen das reichste Viertel der Stadt. Dort leben mehr als 45 Prozent mit einem hohen Einkommen. Entspreche­nd groß ist auch die Zahl der Aktionärsh­aushalte mit einem Anteil von über 60 Prozent.

Wo sind die risikofreu­digsten Düsseldorf­er? Dass es zwischen Aktienbesi­tz und Risikoaffi­nität keinen direkten Zusammenha­ng gibt, wird besonders südöstlich des Zentrums, in Flingern-Süd und Lierenfeld deutlich. Hier liegt der Anteil der Aktionäre bei unter zwei Prozent. Dennoch zeigen sich die Bewohner dieser Stadtteile als vergleichs­weise risikofreu­dig. Etwa sechs Prozent der Düsseldorf­er sehen sich als sehr risikofreu­dig, wenn es um Geldanlage­n geht. Mit mehr als 15 Prozent ist die Risikoneig­ung in Hubbelrath, am Hafen und in Kalkum besonders stark ausgeprägt. Nördlich des Stadtzentr­ums scheuen die Düsseldorf­er das Risiko einer Geldanlage eher.

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QUELLE: COMDIRECT | GRAFIK: PODTSCHASK­E

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