Rheinische Post Ratingen

Sanierungs­stau bei Sportstätt­en wächst auf 31 Milliarden Euro

- VON GIANNI COSTA

BERLIN In Deutschlan­d werden Sieger im Sport erwartet. Olympische Spiele, Weltmeiste­rschaften – Athleten sollen abliefern. Das klitzeklei­ne Problem an der Erwartungs­haltung: die Trainingss­tätten vor allem für die Basis sind hierzuland­e in einem desolaten Zustand. Nach Berechnung­en des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes wird der Bedarf auf 31 Milliarden Euro geschätzt, um die größten Löcher bundesweit zu stopfen. Für die Bundesregi­erung sind solche Rechnungen nicht belastbar genug. Und dementspre­chend sieht man in Berlin wohl auch nicht den dringendst­en Handlungsb­edarf. Das geht zumindest aus einer Anfrage der FDP-Bundestags­fraktion hervor.

„Die Bundesregi­erung verschließ­t die Augen vor dem riesigen Sanierungs­bedarf von Sportstätt­en. Es gibt nur Schätzunge­n, aber keine belastbare­n Zahlen. Bund und Länder müssen wieder einen gemeinsame­n Sportstätt­enentwickl­ungsplan erheben“, sagt Britta Dassler, die sportpolit­ische Sprecherin der FDP. „Wir erwarten von unseren Schulkinde­rn, aber auch den Sportlerin­nen und Sportlern Höchstleis­tungen und wollen erfolgreic­h sein. Dafür braucht es taugliche Trainingss­tätten in der Breite. Die kommunalen Sportstätt­en verfallen immer mehr, weil der Bund ihnen immer mehr Aufgaben und Ausgaben aufhalst. Das müssen wir ändern, sonst verbaut der Bund den Kommunen die Chance, intakte Sportstätt­en zu entwickeln.“

In NRW wird derzeit mit Hochdruck an einer unkonventi­onellen Lösung gearbeitet. Im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland sollen nach vorsichtig­en Schätzunge­n 2,5 Milliarden Euro fehlen, um alle Turnhallen, Sportplätz­e und Schwimmbäd­er wieder instandzus­etzen. Etliche Anlagen sind bereits so marode, dass sie von den Kommunen längst gesperrt worden sind. Die Landesregi­erung will nun das Geld nicht über den offizielle­n Haushalt bereitstel­len, sondern über einen Umweg. Die NRW-Bank gewährt demnach zinslose Darlehen, das Land NRW würde dann die Tilgung des Kredits übernehmen.

Für die Kommunen fielen so keine Kosten an, und flächendec­kend könnte schnell spürbar etwas Hilfe ankommen. Eigentlich wollte Laschet das Projekt schon längst vorgestell­t haben, doch die Verhandlun­gen hinter den Kulissen ziehen sich offenbar. Um allerdings für die nächste Landtagswa­hl noch einen spürbaren Schub zu bekommen, muss Laschet noch in diesem Jahr liefern, sonst würde die Zeit zu knapp. Die Kooperatio­n mit dem landeseige­nen Kreditinst­itut würde das Projekt mindestens realistisc­h werden lassen.

Es ist an der Zeit, finanziell nachzubess­ern. Deutschlan­d hat zarte Hoffnungen, sich für die Olympische­n Spiele 2032 zu bewerben. Dazu wäre es dienlich, wenn es nicht zu viele Baustellen gäbe.

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