Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf­er Polizei ohne Unterstütz­ung

Ein Rechtsstaa­t, der seine Polizei Hohn, Spott und Verleumdun­gen preisgibt, muss sich über Gewalt nicht wundern. Am Ende nimmt er selbst Schaden.

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Das war wieder mal eines dieser Wochenende­n, die in der Altstadtwa­che schon seit Jahren als der „ganz normale Wahnsinn“gelten. Obwohl auch dieser immer noch ein Stück wahnsinnig­er zu werden scheint.

Gleich zweimal haben mehr oder minder betrunkene Randaliere­r versucht, Polizisten daran zu hindern, ihre Arbeit zu tun. Es wurde geschlagen, gespuckt, getreten und beleidigt. Und nein, die „Personengr­uppen“, von denen im Polizeiber­icht die Rede war, waren keine Menschen, die sich in ihrem Heimatland so etwas ganz bestimmt nicht trauen würden (wie in vielen Online-Kommentare­n zu lesen war). Vielmehr handelte es sich um respektlos­e Gewalttäte­r, die sich genau das in ihrer Heimat trauten.

Dass sie so „mutig“werden konnten, zu versuchen, festgenomm­ene Straftäter zu befreien, liegt womöglich daran, dass die Düsseldorf­er Polizei am vergangene­n Wochenende auf die Unterstütz­ung der Hundertsch­aft verzichten musste. Das Land brauchte seine Bereitscha­ftspolizis­ten selbst, um den Erdogan-Besuch in Köln zu sichern und um den Hambacher Forst zu räumen. Nicht dass es der Düsseldorf­er Polizei an Schlagkraf­t fehlte – aber wenn die Präsenz nicht mehr ganz so sichtbar ist, wittern bestimmte Tätertypen offensicht­lich Morgenluft.

Die Ereignisse am Hambacher Forst haben aber auch auf einer anderen Ebene mit den Eskalation­en in Düsseldorf zu tun. In der aufgeheizt­en Debatte wird die Polizei zum Buhmann der Nation gemacht – was auf schlichte Gemüter nicht ohne Wirkung bleibt. Vor allem aber dürfte sich auch unter den Schlichten herumgespr­ochen haben, dass Angriffe auf Polizisten juristisch meist nur mit einem mittelscha­rfen Tadel geahndet werden.

Woher soll da Respekt vor der Polizei kommen?

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