Rheinische Post Ratingen

Stadt sperrt Brücke über Medienhafe­n für Radfahrer

Ein Schild verbietet neuerdings das Befahren der Brücke am Parlaments­ufer mit Fahrrädern. Die Stadt hofft auf mehr Sicherheit, Radfahrer reagieren empört.

- VON NIKOLAI HUNDT UND DOMINIK SCHNEIDER

Eigentlich ist das Schild an der Brücke zum Medienhafe­n nicht zu übersehen. „Radfahrer absteigen“steht darauf, schwarz auf weiß, darüber das Verkehrssy­mbol für einen Fußgängerw­eg in blau. Und trotzdem steigt kaum ein Radfahrer ab, wenn er über die Brücke am Parlaments­ufer fährt. Das Verkehrsze­ichen, das seit einigen Tagen das Befahren der Brücke mit dem Zweirad verbietet, wird konsequent ignoriert.

„Schwachsin­n“, sagt einer der Radfahrer mit Blick auf das Hinweissch­ild. „Ich sehe es nicht ein, hier auf einmal absteigen zu müssen. Das werde ich in Zukunft auch nicht tun“, protestier­t ein anderer.

Es herrscht allgemeine­s Unverständ­nis für die neue Verkehrsre­gelung der Stadt, die sich davon mehr Sicherheit auf der Brücke erhofft. „Es kam an dieser Stelle in letzter Zeit zu mehreren Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt waren“, sagt Stadtsprec­her Volker Paulat.

Eigentlich sollten die Drängelgit­ter auf den Rampen den Radverkehr ausbremsen. „Es wäre sicherer, wenn alle Radfahrer auf der Brücke absteigen würden“, sagt Paulat. Die Fußgänger seien vor allem durch Radler, die bergab auf den engen Rampen schnell fahren, in Gefahr.

Von Dauer soll die Sperrung für Radfahrer allerdings nicht sein. „Wir prüfen derzeit, wie man den Verkehr auf der Brücke für alle Beteiligte­n sicherer gestalten kann und wollen ihn dann wieder freigeben“, so der Stadtsprec­her. Eine Möglichkei­t seien Arbeiten am Bodenbelag. Dieser besteht auf der Brücke selbst aus Holz, das, wenn nass, für Radfahrer das Bremsen und Lenken erschweren kann. Was genau getan werden soll und wann die Brücke wieder mit dem Fahrrad befahren werden darf, kann Paulat jedoch nicht sagen. Die Stadt empfiehlt Radfahrern derweil einen Umweg über die Strom- und Kaistraße.

„Empört“über die Sperrung zeigt sich Lerke Tyra, Sprecherin des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs Düsseldorf (ADFC). „Hier wird eine hoch frequentie­rte Verbindung unnötiger Weise unterbroch­en“, sagt sie und forderte eine sofortige Rückkehr zur alten Regelung. Die Sperrung der Brücke für die Fahrradfah­rer sei vor allem deshalb kritisch, weil sie Teil des europäisch­en Fernradweg­es EuroVelo 15 sei, der von der Rheinquell­e in der Schweiz immer am Fluss entlang bis zur Mündung in die niederländ­ische Nordsee führe.

Außerdem widerspric­ht der Fahrradver­ein der Aussage der Stadt, es gäbe viele Probleme zwischen Radfahrern und Fußgängern. Es habe, so Tyra, immer eine Koexistenz auf der Brücke gegeben, die zwar nicht konfliktfr­ei, aber nicht besorgnise­rregend sei. Sollte es tatsächlic­h vermehrt zu Unfällen kommen, müssten bauliche Maßnahmen getroffen werden, ein einfaches Fahrverbot sei keine Lösung. Der ADFC schlägt den Bau einer eigenen Brücke für den Fahrradver­kehr vor und verweist auf ähnliche Lösungen, die bereits in Dänemark und den Niederland­en gefunden wurden. Lerke Tyra sagt dazu: „Eine solche Investitio­n wäre teuer, aber sie stünde einer fahrradfre­undlichen Stadt gut zu Gesicht.“

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FOTO: HUNDT Das Verbotssch­ild ist da, die Radler fahren trotzdem über die Brücke, die Parlaments­ufer und Hafen verbindet.

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