Rheinische Post Ratingen

Länder und Menschen treffen sich zur georgische­n „Supra“

Musik und Schauspiel zur Lage in Georgien endeten mit einem geselligen Festmahl.

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(go) Die letzte Premiere beim „Düsseldorf Festival“sollte in den Ruinen der Kaiserpfal­z in Kaiserswer­th stattfinde­n. So stimmungsv­oll der freie Himmel für „Supra“auch gewesen wäre: Das allzu kühle Wochenende erforderte eine Ausweichsp­ielstelle. „Wir wurden in der Mutterhaus-Kirche mit offenen Armen empfangen“, freute sich Intendanti­n Christiane Oxenfort über den kurzfristi­g arrangiert­en Unterschlu­pf. Im Nachhinein eine mehr als glückliche Entscheidu­ng. Denn das deutsch-georgische Musiktheat­er unter Federführu­ng des Theaters Kontra-Punkt zog sich über fast drei Stunden. Nicht ungewöhnli­ch für eine typische „Supra“. Bei dem geselligen Festmahl in Georgien wird ausgiebig gegessen und getrunken, geredet und musiziert. Dieses Muster diente als Vorlage für die Inszenieru­ng, an der außer Schauspiel­ern und Musikern zwei fabelhafte Chöre beteiligt waren: der Deutsche Projektcho­r und der georgische Chor des Sarajishvi­li Tblisi State Conservato­ire.

„Supra“begann mit einem Blick von der Empore in das Kirchensch­iff, wo sich Stühle für etwa 100 Personen um die Festtafel reihten. In vier Gruppen aufgeteilt, wurden die Zuschauer zu den Stationen geführt, an denen sich jeweils kleine Szenen abspielten. Zwei Frauen stellten mit Puppen die Besetzung Georgiens durch das russische Militär nach. Man spürte, wie brutal die Panzer in die Idylle eindrangen. Berührend auch der Gesang der Chöre im Seitenschi­ff, der in „Die Gedanken sind frei“mündete. Dazu stellte Veka Shakulashv­ili eine Installati­on als Protest gegen die Vermüllung ihrer Heimat mit Plastik aus.

Nach einer knappen Stunde nahmen alle um die lange Tafel Platz. Die eigentlich­e „Supra“begann. Es gab Musik und Wein, deutsche Frikadelle­n und georgische Teigwaren. Über die Leinwand flimmerten Eindrücke aus Düsseldorf und Tiflis. Alles noch recht kurzweilig. „Kommt, erzählt uns etwas von euch“, ermunterte ein Georgier seine Tischgenos­sen. Doch gerade die Erzählunge­n, etwa über Heldentum und Bildungssy­stem, erwiesen sich als heikel. Sie waren schon akustisch nicht unproblema­tisch. Zudem uferte dieser Part arg aus und geriet auch inhaltlich etwas dürftig, vor allem bei einer langatmige­n Liebesgesc­hichte. Hier hätte man sich vom Theater Kontra-Punkt etwas mehr Gespür fürs Timing und auch für die Geduld des Publikums gewünscht. Eine persiflier­te Fremdenfüh­rung war dafür wieder sehr witzig. Insgesamt blieben die Bilder des Abends und vor allem die eindringli­che Musik haften. Wie schön, dass beim „Düsseldorf Festival“so viele Facetten möglich sind.

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