Rheinische Post Ratingen

Gerichtsen­tscheidung­en und ihre Folgen

Der Hambacher Forst darf vorerst nicht gerodet werden. Bis zu einer endgültige­n Entscheidu­ng könnte es Jahre dauern. Während der Schaden für RWE groß ist, freuen sich die Aktivisten: Auch ihre Demo am Samstag wurde genehmigt.

-

Was hat die Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­hts (OVG) Münster zum Hambacher Forst zu bedeuten? mehrere Gerichtsin­stanzen hinziehen. Als nächstes muss das Kölner Verwaltung­sgericht im Hauptsache­verfahren entscheide­n, ob RWE den Wald gemäß Hauptbetri­ebsplan doch roden darf. Das wird nach Auskunft des Gerichts nicht innerhalb weniger Wochen fallen. Wie lange dieses Verfahren dauert, hängt unter anderem davon ab, ob noch Beweise erhoben werden müssen. Dazu müssten unter Umständen noch Gutachten angefertig­t werden. Gegen die Entscheidu­ng des Kölner Verwaltung­sgerichts aber kann der BUND erneut Rechtsmitt­el einlegen. Bis zu einer rechtskräf­tigen Entscheidu­ng darüber, ob der Hambacher Forst gerodet werden darf, können Jahre vergehen.

Was bedeutet die Entscheidu­ng für RWE?

Die Gerichtsen­tscheidung traf bei dem Energiekon­zern auf große Überraschu­ng. Den finanziell­en Schaden beziffern die Essener von 2019 an auf einen „niedrigen dreistelli­gen Millionen-Euro-Betrag“pro Jahr. Kurzfristi­g erwartet RWE erhebliche, betrieblic­he Auswirkung­en auf die planmäßige Entwicklun­g des Tagebaus Hambach. Dabei werden zunächst die Geräte auf der obersten Sohle, die bereits dicht vor dem Forst stehen, laut RWE den Betrieb einstellen müssen. Hiervon werde quasi zeitgleich die Rekultivie­rung betroffen sein, weil das Erdmateria­l aus dem Vorfeld fehle. In der Folge würden wie bei einem Dominoeffe­kt die Bagger auf den tieferen Sohlen auflaufen und somit zuletzt auch keine Kohle mehr freilegen können.

Ist die Großdemons­tration im Hambacher Forst erlaubt? auch das Protestcam­p jetzt wieder größer werden. Die Braunkohle­gegner verstoßen damit gegen Brandschut­zbestimmun­gen und damit gegen geltendes Recht.

Hat die OVG-Entscheidu­ng Auswirkung­en auf die Beratungen der Kohlekommi­ssion in Berlin?

Rein formal besteht kein Zusammenha­ng zwischen der Arbeit der Kommission, die über die Zukunft der Braunkohle und ein mögliches Ausstiegsd­atum beraten wird, und dem Gerichtsen­tscheid. Psychologi­sch aber bringt der Beschluss die Seite der Braunkohle­gegner in die Offensive. Auch der breite Rückhalt der Braunkohle­gegner in der Bevölkerun­g, der unter anderem durch die Waldspazie­rgänge und Proteste zum Ausdruck kam, könnte Einfluss auf die künftigen Beratungen haben.

Was machen die Grünen am Sonntag im Hambacher Forst?

Die NRW-Grünen wollen am Sonntag im Hambacher Forst einen Landespart­eirat abhalten. Thema des so genannten „Kleinen Parteitags“ist die Energiepol­itik. Bislang liegen keine Sicherheit­sbedenken gegen die Veranstalt­ung vor – sie wird wohl stattfinde­n. kess/kib/tor

Newspapers in German

Newspapers from Germany